Obst und Gemüse auf einem Marktstand
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Warenkorb

Nachhaltigkeit muss nicht teuer sein

Gesundheitsbewusste Ernährung kann auch das Klima schützen – dieses Ziel ließe sich mit geändertem Konsumverhalten durchaus erreichen, zeigt eine Studie von Wiener Forschern: Der nachhaltige Warenkorb ist nicht so teuer wie gedacht.

Ernährung ist nicht nur für die Gesundheit von Relevanz, sondern auch für die Umwelt – aktuell entfaltet sich diese Wirkung leider eher negativ, erklärt Christian Vogl: „Unser aktueller Warenkorb, der konventionelle Warenkorb eines durchschnittlichen Österreichers, ist einer, der ungesund ist und negative Folgen für das Klima hat.“ Christian Vogl lehrt und forscht am Institut für Ökologischen Landbau der Universität für Bodenkultur in Wien. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ob die heimische Landwirtschaft komplett biologisch betrieben werden könnte. Die Antwort führt direkt zu den Ernährungsgewohnheiten, respektive dem statistisch ermittelten Warenkorb für Nahrungsmittel.

Reduktion statt Verzicht

Wenn man die Ernährung auf biologischen Ursprung umstellt, würde dann nicht alles zu teuer? Das wäre zu einfach gedacht, sagt Vogl. „Das sollte man nicht eins zu eins vergleichen, denn wenn ich ein Bio-Konsument bin, der etwas für Gesundheit und Klima tun will, dann verändere ich die Zusammensetzung meines Warenkorbes. Das bedeutet zum Beispiel weniger Fleisch, weniger Tiefkühlkost, weniger Limonaden und Energy Drinks. Auch weniger Alkohol und Zucker.“

Preisvergleich

Im Rahmen der Studie wurde zunächst der Warenkorb für Nahrungsmittel aus dem Gesamtwarenkorb „herausgerechnet“, von diesem Nahrungsmittelkorb wurden verschiedene Ist-Varianten erstellt: nur mit Diskonterpreisen (89 €), mit einem Drittel vom Diskonter (119 €) und ausschließlich „Bio“ – das war naturgemäß teurer (165 €).

Nun wurde aber auch eine Soll-Version zusammengestellt, wo im Sinne der gesunden Ernährung die besagten Umstellungen einberechnet wurden, weniger Fleisch, mehr frisches Gemüse etc. So wäre es laut Studie „machbar, dass man 69,5% des Einkaufs in Bioqualität kauft – ohne mehr für den Einkauf ausgeben zu müssen."

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 25.5., 13:55 Uhr.

Weniger bedeutet dabei keinen kompletten Verzicht, sondern eben nur Reduktion. Dafür müssten mehr Gemüse und Milchprodukte aus biologischer Erzeugung in den Warenkorb. Und mehr Hülsenfrüchte. Sie liefern dem Körper Eiweiß und wirken im Ackerbau günstig, weil sie dem Boden Stickstoff aus der Luft zuführen.

Nach Berechnungen des Forschungsinstituts für biologische Landwirtschaft würde dieser gesunde und biologische Warenkorb für eine vierköpfige Familie in der Woche höchstens zehn bis 14 Euro mehr kosten. Besagte Studie wurde im Auftrag des WWF erstellt und publiziert (siehe Infokasten).

Die Realität sieht (noch) anders aus

Ein Blick auf die Realität: Wie die aktuellen Zahlen des RollAMA-Haushaltspanels für das erste Quartal 2020 zeigen, stieg der Wert der verkauften Lebensmittel im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent. Es wurden 20,2 Prozent mehr Fertiggerichte verkauft. Obst und Gemüse aus dem Tiefkühler stiegen um 22,3 Prozent, Obst- und Gemüsekonserven um 25,5. Es wurde auch mehr Frischgemüse verkauft, freilich nicht in diesem Ausmaß. Interessant ist, dass besonders Kohlgemüse gefragt war, die verkaufte Menge steigerte sich um 37,4 Prozent, das war der größte Zuwachs. Platz 2 belegen Gemüsekonserven – wohl auch Bohnen und Linsen – mit plus 36 Prozent, Platz 3 Tiefkühl-Kartoffelprodukte (plus 28,4 Prozent).

Da der Bio-Anteil gesamt bei den üblichen knappen zehn Prozent blieb, wurden auch hier größere Mengen abgesetzt. Wenn aber generell mehr biologisch gekauft und produziert würde, könnte sich die Preisgestaltung vielleicht ändern. Dann könnte der Unterschied der Warenkorbpreise von konventionellen und Bioprodukten weiter schrumpfen. Jedenfalls böte jeder Einkauf die Möglichkeit, etwas fürs Klima zu tun – und für die eigene Gesundheit.