Bub sitzt vor einem Teller mit Reis und Brokkoli
patrick – stock.adobe.com
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Ernährung

Warum manche Kinder heikel bleiben

„Nudeln mit nichts“ oder maximal „mit Ketchup“ – fast alle Kinder haben Phasen, in denen sie beim Essen extrem heikel sind. Eltern sollten keinesfalls mit Druck für mehr Abwechslung sorgen, meinen Forscherinnen. Langfristig könnte das nämlich kontraproduktiv sein.

Spinat, Brokkoli oder Oliven – nur wenige Kinder mögen saure oder bittere Lebensmittel. Sie haben einen bei Weitem empfindlicheren Geschmackssinn als die meisten Erwachsenen. Außerdem schützt eine Präferenz für Süßes vor giftigen Speisen.

Dieser evolutionäre Instinkt wird bei vielen Kindern im Lauf der ersten Lebensjahre noch ausgeprägter, vermutlich weil sie zunehmend auf sich allein gestellt sind: Ungefähr jedes zehnte wird extrem heikel und isst nur mehr Vertrautes. Eltern kennen das: Auf dem Speiseplan stehen abwechselnd Butterbrot, Pommes mit Ketchup oder Nudeln ohne alles. Mit der Zeit werden die allermeisten Kinder wieder weniger wählerisch und die Ernährung vielfältiger.

Dennoch machen sich viele Eltern Sorgen, ob ihr Nachwuchs auch genug bekommt. Die Forscherinnen und Forscher um Megan Pesch von der University of Michigan geben Entwarnung. Wie ihre soeben in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ erschienene Studie ergab, haben die „heiklen Esser“ zwar meist einen geringeren Body-Mass-Index als ihre gleichaltrigen „Allesesser“, aber sie befinden sich im normalen bzw. gesunden Bereich und sind nicht untergewichtig.

Verbote kontraproduktiv

Für die Untersuchung hat das Team fast 320 Mutter-Kinder-Paare über einen Zeitraum von vier Jahren begleitet. Im Alter von vier, fünf, acht und neun Jahren wurden Befragungen durchgeführt, unter anderem zum Essverhalten der Kinder und zu den Einstellungen der Mütter. Die Auswertung zeigt: Die heikelsten Esser gab es dort, wo der Druck, das Richtige zu essen, hoch war und weniger gesunde Lebensmittel beschränkt oder verboten waren. „Wir haben festgestellt, dass Kinder wählerischer waren, deren Mütter von vielen Einschränkungen bei ungesundem Essen und Süßigkeiten berichteten“, so Pesch in einer Aussendung.

Die guten Absichten dürften nicht immer zum erwünschten Ergebnis führen. Oft sei sogar das Gegenteil der Fall. Schon frühere Studien des Teams hatten ergeben, dass es langfristig nichts bringt, wenn man Kinder dazu zwingt, besonders gesunde Lebensmittel zu essen. Natürlich sei es sinnvoll, wenn Eltern eine vielseitige Ernährung fördern, betont Pesch, aber vielleicht sollten sie dabei nicht ganz so streng und restriktiv sein. Besser sei es, wenn Eltern und Geschwister eine Vorbildfunktion übernehmen. Wenn die wählerischen Kinder sehen, dass vertraute Menschen die ungeliebten Nahrungsmittel regelmäßig zu sich nehmen, kann das langfristig die Akzeptanz erhöhen.