Ein Arzt hält Medikamente in seinen Händen
AFP – GERARD JULIEN
AFP – GERARD JULIEN

Malariamittel wirken nicht gegen Covid-19

Eine umfassende Datenanalyse bekräftigt, dass sich die Malariaarzneien Chloroquin und Hydroxychloroquin wahrscheinlich nicht zur Behandlung von Covid-19 eignen. Im Gegenteil, die Wirkstoffe erhöhen womöglich die Todesrate und führen zu mehr Herzrhythmusstörungen.

Das berichtet ein Team um Mandeep Mehra von der Harvard Medical School im Journal „The Lancet“. Sie hatten Daten von gut 96.000 Patienten und Patientinnen ausgewertet, von denen fast 15.000 eines der Mittel allein oder in Kombination mit einem Antibiotikum bekommen hatten. Die Autoren und Autorinnen sprechen sich dafür aus, die Mittel nur im Rahmen von klinischen Studien einzusetzen und den Nutzen sorgfältig zu prüfen. Zu ähnlichen Ergebnissen waren zuvor schon kleinere Studien gekommen.

Sterberisiko erhöht

US-Präsident Donald Trump hatte Chloroquin wiederholt als Wundermittel gepriesen. Zuletzt sorgte er für Aufregung mit der Aussage, er nehme das Medikament prophylaktisch ein, um sich vor dem Virus zu schützen. Die Hoffnung, dass die Mittel zur Behandlung von Covid-19 geeignet sein könnten, beruht bisher nur auf Zellversuchen und einigen kleineren Studien. Derzeit laufen zahlreiche klinische Studien, in denen die Wirksamkeit genauer geprüft wird.

Die aktuellen Ergebnisse weisen nun jedoch nicht auf einen Nutzen der Mittel hin. Die Patientendaten der Studie stammten von 671 Krankenhäusern auf sechs Kontinenten. Alle vier Behandlungsarten – die beiden Mittel jeweils allein oder mit Antibiotikum – erhöhten das Sterberisiko im Krankenhaus. Vor allem Hydroxychloroquin zusammen mit einem Antibiotikum erwies sich als schlecht: Einer von vier der so behandelten Patienten starb. In der Kontrollgruppe war es nur einer von elf Patienten. Auch bestimmte Herzrhythmusstörungen traten gehäuft auf: Bei acht Prozent im Vergleich zu 0,3 Prozent der Kontrollgruppe.

Klinische Studien notwendig

Das Team hatte zahlreiche mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt, etwa das Alter der Patienten oder Vorerkrankungen wie Diabetes und Herzkrankheiten. Es kann dennoch nicht sicher ausschließen, dass es andere, nicht berücksichtigte Faktoren gibt, die die Unterschiede zwischen den Gruppen verursachen. Eben aus diesem Grund seien kontrollierte klinische Studien zu den Mitteln dringend nötig.

„Kleinere Studien haben bisher keinen Nutzen zeigen können, und die Ergebnisse größerer, randomisierter und kontrollierter Studien liegen noch nicht vor“, sagt Mitautor Frank Ruschitzka vom Universitätsspital Zürich. „Wir wissen von unserer Studie, dass die Chance, dass diese Mittel den Verlauf von Covid-19 verbessern, ziemlich gering ist.“