Glas mit Zuckerwürfeln, daneben weitere aufgetürmte Zuckerwürfel
Suzy Hazelwood via Pexels.com
Suzy Hazelwood via Pexels.com
Ernährung

Zuckeranteil in Limonaden nimmt ab

Zu viel Zucker in Limonaden erhöht das Risiko von Dickleibigkeit und Diabetes. Eine gute Nachricht liefern nun Salzburger Forscher: Der Zuckeranteil von Limonaden ist in den vergangenen zehn Jahren in Österreich um ein Fünftel gesunken – von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt und mit stiller Unterstützung der Industrie.

Die Österreicherinnen und Österreicher trinken im Jahr laut den aktuellsten Daten des Österreichischen Getränkeverbands rund 600 Millionen Liter Limonadengetränke, das sind 68 Liter pro Kopf – vom Säugling bis zum Hundertjährigen. Werden die enthaltenen rund 17.000 Kalorien als Energieüberschuss abgespeichert, entspricht dies rund 2,4 Kilo mehr auf der Waage – jedes Jahr.

Vorsorgemedizinern sind diese Getränke daher längst ein Dorn im Auge. Das Salzburger Institut SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition) hat am Mittwoch erstmals Ergebnisse einer Langzeitstudie über zehn Jahre vorgelegt.

Zwei Ursachen

Dabei zeigte sich, dass in diesen zehn Jahren in Österreich der durchschnittliche Zuckergehalt dieser Getränke von 7,53 Gramm pro 100 Milliliter auf 6,04 Gramm gesunken ist (minus 19,7 Prozent), ohne dass die Konsumenten groß aufgeschrien hätten. Gründe dafür gibt es laut Studienleiter Manuel Schätzer zwei: „Zum einen haben einige Hersteller den Zuckeranteil der Limonaden gesenkt. Das erfolgte in kleinen Stufen, denn sie wollen nicht, dass Konsumenten den Unterschied bemerken.“ Zum anderen gebe es mittlerweile sehr viel mehr Getränke auf dem Markt als noch vor zehn Jahren – viele von ihnen würden von Beginn an weniger Zucker enthalten, so Schätzer gegenüber science.ORF.at.

Beides verändert den Gesamtwert an Zuckerkonsum aus Limonaden, wie ihn SIPCAN errechnet hat. International hergestellte Getränke haben laut Schätzer ihre Zuckerwerte kaum verändert, neue Produkte und verringerte Konzentrationen in Limonaden vor allem lokaler Hersteller hätten die Gesamtmenge aber deutlich reduziert.

Ähnliches gilt für die Kompensation durch andere Süßstoffe: Der Anteil an Getränken, die mit Zuckerersatzstoffen versetzt sind, ist hierzulande ebenfalls gesunken; vor zehn Jahren war es noch etwa jede fünfte Limonade, heute fast nur mehr jede zehnte (SIPCAN-Getränkeliste).

“Österreich ist Vorreiter“

Die Wissenschaftler von SIPCAN arbeiten nach Eigenangaben seit einem Jahrzehnt daran, den durchschnittlichen Zuckergehalt in Getränken zu senken, und werden vom Gesundheits- und Bildungsministerium unterstützt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Zucker-Orientierungswert für die Industrie, der im September 2019 noch einmal verschärft wurde und nun 6,7 Gramm Zucker pro 100 Milliliter beträgt – das liegt zehn Prozent unter den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

„Wir sind mit diesem Modell Vorreiter“, so Schätzer. Es wäre jederzeit auf andere Bereiche ausweitbar, etwa Fruchtsirups, Milchgetränke etc. und natürlich auch auf andere Länder. Denn mehrere Länder haben dem Zucker in Getränken mit einer Steuer den Kampf angesagt. „Durch eine Zuckersteuer kann es sein, dass Getränkeproduzenten gezwungen sind, den Zuckergehalt sehr schnell zu senken. Da sich die Konsumenten aber an eine gewisse Süße gewöhnt haben, besteht die Gefahr, dass die entnommene Süße des Zuckers durch Süßstoffe kompensiert wird. Denn die Unternehmen wollen mit ihren Produkten ja weiterhin den Geschmack der Kunden treffen“, erklärte SIPCAN-Institutsleiter Friedrich Hoppichler.

Studien würden aber zeigen, dass der Konsum von Süßstoffen nicht mit einer Reduktion des Körpergewichts in Verbindung stehe, allerdings das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Mellitus erhöhe.