Megiddo, im Norden Israels gelegene Fundstätte, von wo die meisten Proben für die DNA-Studie stammen
Megiddo-Expedition
Megiddo-Expedition
Erbgutanalyse

Woher die Kanaaniter kamen

Vor rund 4.000 Jahren haben im Nahen Osten die Kanaaniter gelebt, laut Bibel ein Volk, das von den Israeliten abgelöst wurde. Erbgutanalysen von Knochen zeigen nun, woher die Kanaaniter stammten – offenbar eine Mischung aus ansässiger Bevölkerung und Migranten vom Kaukasus bzw. dem Iran.

Die als Kanaaniter titulierten Menschen bewohnten das auch als Südlevante bezeichnet Gebiet des heutigen Israels, des Libanon, Jordaniens und Teile Syriens während der Bronzezeit von ungefähr 3.500 bis 1.150 vor Christus. Das Wissenschaftlerteam um Ron Pinhasi vom Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien, dem u.a. auch David Reich von der Harvard Medical School (USA) angehörte, beschäftigte sich mit der Frage, wie ähnlich sich diese Gesellschaft genetisch war, die damals offenbar einen relativ engen gemeinsamen kulturellen Raum bildeten, der sich über verschiedene Stadtstaaten erstreckte. Über ihre Ergebnisse berichten sie in einer Studie, die soeben im Fachblatt „Cell“ erschienen ist.

Zuzug aus Armenien und dem Iran

Gefunden wurde die untersuchte alte DNA an fünf über die Region verstreuten Ausgrabungsstätten, deren Besiedelung bis in diese Zeit zurückreichte und wo Funde der Kultur der Kanaaniter zugeordnet werden konnten. Dabei ergab sich ein relativ überschaubares und erstaunlich einheitliches genetisches Bild der dortigen Bevölkerung in der Bronzezeit, das nur wenige Gruppen umfasst.

Neben den Menschen, die offenbar schon seit Jahrtausenden in der Region lebten, kam es vor allem zu Zuwanderungen aus dem Kaukasus, und damit in etwa aus dem Gebiet des heutigen Armenien, sowie aus dem heute großteils im Iran liegenden Zagros-Gebirge.

Gesamtansicht von Megiddo
Israel Finkelstein, Tel Aviv University
Tel Megiddo, im Norden Israels gelegene Fundstätte, von wo die meisten Proben für die DNA-Studie stammen

Diese Bevölkerungsgruppen vermischten sich den Analysen zufolge offenbar in etwa zu gleichen Anteilen, wie es am Donnerstag in einer Aussendung der Uni Wien heißt. Die Zuwanderung aus der Kaukasus-Zagros-Region dürfte bereits vor mehr als 4.500 Jahren begonnen haben und hielt zur Überraschung der Forscher und Forscherinnen vermutlich bis in die späte Bronzezeit an. „Unsere Ergebnisse liefern ein umfassendes genetisches Bild der Mehrheit der Bevölkerung der südlichen Levante im zweiten Jahrtausend vor Christi“, so Pinhasi.

Genetisch recht ähnlich

Neben den starken kulturellen Übereinstimmungen waren die Kanaaniter einander offenbar auch genetisch recht ähnlich. Ihr Vermächtnis sei auch noch heute in der DNA der Bevölkerung der Region nachweisbar. Später kam es dort zu vielen Bevölkerungsbewegungen mit Zuwanderung aus dem Nordosten, dem Süden und dem Westen, sagte Pinhasi.

Während nämlich bis in die Bronzezeit das genetische Bild recht eindeutig aussehe, konnte die Erbgutentwicklung der dann folgenden 3.000 Jahre anhand der vorliegenden Daten nicht mehr nachvollzogen werden.