Ein Elektroauto beim Aufladen an einer E-Tankstelle
APA/HELMUT FOHRINGER
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Elektroautos

Firmenflotten könnten E-Mobilität antreiben

Elektroautos als umwelt- und klimafreundliche Alternative: Seit Jahren predigt das die Politik, doch so richtig will der Absatz nicht in Schwung kommen. Eine wichtige Rolle für mehr E-Mobilität könnten Firmenflotten spielen, heißt es in einer neuen Studie – in der sich Frauen deutlich „elektrofreundlicher“ zeigen.

Pro Jahr werden in Wien bis zu 60.000 gewerblich genutzte Pkw und bis zu 8.000 Kleintransporter neu zugelassen. Aktuell beträgt der Anteil mit Elektroantrieb nur knapp zwei Prozent. Nun hat die Studie „Elektroflotten in Wien“ positive und negative Erfahrungen mit gewerblich betriebenen Fahrzeugen erhoben. So kann auch die Stadt sehen, wie sie weitere Anreize geben kann.

Studie

Die Untersuchung "Elektroflotten in Wien“ wurde von Steffen Bettin, Anna Pavlicek und Michael Ornetzeder vom Institut für Technikfolgenabschätzung der ÖAW verfasst und im Auftrag der Magistratsabteilung 7 „Kultur, Wissenschafts- und Forschungsförderung“ der Stadt Wien durchgeführt.

Schon jetzt entsteht in Wien im öffentlichen Raum ein Ladenetz für Elektroautos mit 1.000 Ladestellen und 100 Prozent Ökostrom. Außerdem gebe es Förderungen, und die Kosten seien konkurrenzfähig, sagt der Energieexperte und Studienleiter Michael Ornetzeder – aber es gehe eben auch um eine komplexe Umstellung. „Sechs Punkte waren es, die wir in unserer Studie ansprechen, wo man jeweils etwas tun muss – weil es systemisch ist, was sich da verändert.“ Es reiche nicht, an einer Schraube zu drehen, eine gesamte Struktur müsse verändert werden, so Ornetzeder gegenüber science.ORF.at.

Die Infrastruktur für Elektromobilität in der Stadt sei das eine, die Firmen müssten aber auch intern umstellen. Das betreffe bei großen Flotten mitunter ganze firmeneigene Werkstätten, beginne aber schon mit Ladestationen. Routen und Kosten müssten anders geplant werden als gewohnt. Geschäftsbeziehungen mit Autohändlern, Finanzierern und Werkstätten seien infrage gestellt. „Große haben es da leichter, die können investieren und auch das finanzielle Risiko übernehmen. Bei Kleineren kann man überlegen, ob man sie bei dieser Startumstellung unterstützen kann“, so Michael Ornetzeder.

Frauen forcieren E-Autos

Ein interessanter Aspekt ist, dass Frauen in den Entscheidungsprozessen der Elektromobilität aufgeschlossener gegenüberstehen als Männer und sich gezielt damit beschäftigen. Das zeigte sich bei den verschiedenen Firmen, deren Personal man für die Studie befragte: „Das sind Personen, die in Firmen oder Beratungsunternehmen zuständig sind für die Flotte. Es sind oft Frauen, die so ein privates, halb-öffentliches Netzwerk haben, wo es um Elektromobilität geht.“ Auch Studien aus Deutschland würden darauf hinweisen, dass Frauen eine stärkere Affinität haben zur Elektromobilität. Spannend wäre es, diesen Aspekt gezielt zu untersuchen, meint Ornetzeder.

Parkplatz mit einer Ladesäule für Elektroautos ist grün markiert.
APA/dpa/Julian Stratenschulte

Flotten als Multiplikatoren

Ob für Frauen oder Männer, Firmenflotten haben eine vielfältige Wirkung: Nicht nur, weil sich die Menschen im Dienstauto an die elektrische Mobilität gewöhnen. Wenn die Flotten erneuert werden, kommen auch mehr elektrische Fahrzeuge auf den Gebrauchtwagenmarkt.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 29.5., 13:55 Uhr.

Grundsätzlich wären die Möglichkeiten für Firmen günstig, viele Vorteile der Elektromobilität sind aber noch nicht so bekannt, besonders die Wirtschaftlichkeit – die haben einige Firmen bereits erfahren, im wahrsten Sinne des Wortes. Da die durchgerechneten Kosten aber in der Regel Firmeninterna sind, lässt sich damit schwer argumentieren. „Das ist ein Art Geheimwissen, dem andere dann nicht trauen“, erklärt Michael Ornetzeder.

Vorteile noch nicht bewusst

Wenn Wissenschaftler für Studien Einsicht nehmen können und diese Daten gesammelt und objektiv auswerten, kann das aber als Bestätigung gelten: So wie in der aktuellen Studie, in der sich auch zeigte, dass viele den Fahrkomfort von Elektrofahrzeugen schätzen. In der Studie wurden der TÜV, der ÖAMTC und die Post als Nutzer untersucht – alles Unternehmen mit starkem Mobilitätsbezug, die naturgemäß Interesse an Erfahrung mit neuen Technologien haben.

Es gäbe sicher noch mehr Potenzial bei Firmen, zu deren Image Elektromobilität passt. Dass diese Technologie umweltfreundlich, aber nicht mehr futuristisch, sondern gerade in der Stadt auch sehr praktikabel ist, müsste aber stärker im breiten Bewusstsein ankommen, meint Ornetzeder. So hat der ÖAMTC bereits seit zehn Jahren Elektrofahrzeuge in Wien im Einsatz, die Post aktuell sogar 84.