Eine Mutter lernt mit ihren beiden Kindern am Computer
AFP – OLI SCARFF
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Homeoffice

Mütter arbeiteten deutlich mehr

In den vergangenen Wochen waren 40 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher im Homeoffice. Gerade für Eltern war das eine große Belastung: Sie mussten Arbeit, Kinder und Haushalt vereinbaren – wobei Mütter laut einer neuen Umfrage deutlich mehr Arbeit übernommen haben als Väter.

Viele Arbeit ist notwendig, aber unbezahlt: Dazu gehört die Heim- und Sorgearbeit, also Kochen, Putzen, Kindererziehen oder, wie in den vergangenen Wochen, das Betreuen des Schulunterrichts zu Hause. Die Ökonomin Katharina Mader von der Wirtschaftsuniversität Wien hat in den vergangenen Wochen untersucht, wie sich die Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit in Paarhaushalten während der Ausgangssperren verändert hat, also wie groß die Arbeitsbelastung für Mütter und Väter war. Dafür haben mehr als 2.000 Österreicherinnen und Österreicher an einer Onlinebefragung teilgenommen.

Mütter vermehrt unter Druck

Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeitsbelastung für die meisten stark zugenommen hat. Alleinerzieherinnen kommen demzufolge auf 15 Stunden Arbeit pro Tag, wovon neun Stunden allein auf Kinderbetreuung und Hausarbeit entfallen, also auf unbezahlte Arbeit. „Das wirklich Spannende für uns war, dass in Paarhaushalten, in denen es Kinder gibt, sich der Arbeitsaufwand der Mütter nicht wesentlich von dem der Alleinerzieherinnen unterscheidet“, so Mader.

Die befragten Mütter in Paarhaushalten arbeiteten vierzehneinhalb Stunden am Tag, neuneinhalb davon unbezahlt. Während die Väter auf fast 14 Stunden gesamt kamen, aber nur sieben Stunden unbezahlte Arbeit verrichteten. Mütter mussten also mehr arbeiten und viele Tätigkeiten nebeneinander erledigen, während sich die Väter besser abgrenzen konnten, so Mader weiter. „Männer hatten öfter die Möglichkeit, eine Türe hinter sich zu schließen und zu sagen, ich arbeite jetzt, ich bin jetzt in meinem Büro“, erklärt die Ökonomin. Und Männer dürften auch sehr viel eher auf ihre Freizeit gepocht haben als Mütter, die das weder eingefordert noch bekommen haben.

Hohe Belastung für Frauen in Teilzeit

In jenen Haushalten, in denen die Väter Vollzeit und die Mütter Teilzeit arbeiten, sind die bezahlte und unbezahlte Arbeit noch ungleicher verteilt. Diese Frauen, die ohnehin viel unbezahlte Arbeit leisten, haben in den vergangenen Wochen noch einmal mehr Aufgaben übernommen, sagt Mader. „Dieses schon vorherrschende Schema vom männlichen Familienernährer und der weiblichen Zuverdienerin ist wie durch ein Vergrößerungsglas jetzt noch einmal deutlicher geworden“, so Mader.

Doch auch für Frauen, die voll berufstätig sind, hat die Belastung stark zugenommen, gerade bei Müttern mit höherem Bildungsniveau. In etwa jede dritte Frau mit Hochschulabschluss gab an, jetzt im Vergleich zum Partner einen größeren Anteil der unbezahlten Arbeit übernommen zu haben. „Das ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Frauen mit einem höheren Bildungsabschluss in der Regel auch mehr verdienen und Betreuungs- und Hausarbeiten oft zukaufen“, sagt Mader. Wenn Kindergärten und Schulen geschlossen sind, Großeltern als Unterstützung wegfallen und Putzfrauen bzw. Babysitterinnen nicht beschäftigt werden können, müssen diese Tätigkeiten unbezahlt erfüllt werden.

Kinderlose Paare verteilen gerechter

In Paarhaushalten ohne Kinder waren die Ergebnisse anders, ergänzt Mader. Dort gaben die meisten Befragten an, die Hausarbeit zu gleichen Teilen zu machen. Hier habe sich seit den Ausgangssperren nicht viel geändert. Dieses Phänomen sei bekannt, erklärt die Ökonomin. „Rollenmuster verändern sich oft mit der Geburt des ersten Kindes und werden plötzlich traditioneller, als sie es davor waren“, so Mader.