Blick auf die Fundstätte Aguada Fénix
Takeshi Inomata
Takeshi Inomata
Hochkultur

Ältestes Monument der Maya entdeckt

Offenbar haben die Maya schon lang vor ihrer Blütezeit begonnen, monumentale Bauwerke zu errichten. Forscher haben nun aus der Luft die Überreste eines gigantischen Plateaus entdeckt. Die Hochkultur könnte sich anders entwickelt haben als bisher vermutet.

Mehr als 2.000 Jahre lang herrschten die Maya über weite Teile Mittelamerikas. Sie haben beeindruckende Monumentalbauten und Tempelanlagen hinterlassen. Archäologen gehen davon aus, dass sich die Hochkultur erst nach und nach entwickelt hat. Im Lauf des 2. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung haben die vormaligen Jäger und Sammler begonnen, sich langsam in kleineren Siedlungen niederzulassen. Ab etwa 900 v. Chr. wurde das gesamte Gebiet durchgehend besiedelt, die Dörfer wuchsen und in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende entwickelten sich die mächtigen Mayazentren.

Aus der Luft gesichtet

Lange dachte man, dass die ersten typischen Monumentalbauten als Zentren für gemeinsame Zeremonien und die mitunter blutigen Kulthandlungen frühestens im vierten Jahrhundert v. Chr. erbaut wurden. Vor einigen Jahren wurden aber von einem Team um Takeshi Inomata von der University of Tuscon die Überreste einer deutlich älteren pyramidenartigen Plattform in Guatemala entdeckt. Demnach hätten die Maya schon 950 v Chr. mit ihrer speziellen Bautätigkeit begonnen.

Jetzt sind Inomata und seine Kollegen und Kolleginnen erneut auf eine sehr altes bauliches Relikt gestoßen und zwar mit Hilfe einer speziellen Technik namens Lidar – eine Art Radar, das Laserstrahlen zum Ausmessen verwendet. Beim Überfliegen eines bewaldeten Gebiets in Tabasco, Mexiko, an der Grenze zu Guatemala haben sie ein gewaltiges Monument geortet: Das künstlich angelegte Plateau ist 1.400 Meter lang, 400 Meter breit und 10 bis 15 Meter hoch. Wie die Forscher in der soeben in „Nature“ erschienenen Studie schreiben, ist das Bauwerk in Aguada Fénix bereits zwischen 1.000 und 800 v. Chr. entstanden. Außerdem sei es der größte bekannte Bau der gesamten Maya-Kultur.

Allgemeingut zur Himmelsbeobachtung

Der Fund sei aber auch in anderer Hinsicht bemerkenswert: Es finden sich keine Skulpturen oder Steinschädel, die auf Herrscher oder Eliten verweisen – so wie man das von den Olmeken kennt, die etwa zur selben Zeit am Golf von Mexiko gelebt haben. Das zeige einerseits, dass sich die Maya unabhängig entwickelt haben und dass sie in dieser frühen Phase noch in einer relativ egalitären Gesellschaft gelebt haben müssen.

3D-Bild von Aguada Fenix
Takeshi Inomata
3D-Bild von Aguada Fenix

Das Gebäude war womöglich tatsächlich ein Allgemeingut und wurde nicht auf Geheiß eines Führers gebaut, schreibt Patricia A. McAnany von der University of North Carolina in einem Begleitkommentar zur Studie. Anders als viele annehmen, könnte es schon lange, bevor sich soziale Strukturen und Hierarchien entwickelt haben, rituelle Zusammenkünfte gegeben haben, etwa für religiöse Feiern oder um gemeinsam den Himmel zu betrachten. Tatsächlich dürften manche Bauwerke der Maya auch als Observatorien genutzt worden sein. Von dort konnte man den Verlauf von Sonne, Mond und Sternen besonders gut beobachten.