Tabletten Hydroxychlorin
AP/John Locher
AP/John Locher

Studie: Hydroxychloroquin schützt nicht vor Covid-19

Das Malariamittel Hydroxychloroquin sorgt weiter für Kontroversen: Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre klinischen Studien zur Wirksamkeit des Medikaments im Kampf gegen Covid-19 wieder aufgenommen hat, zeigt eine neue Studie, dass es nicht vor dem Coronavirus schützt.

US-Forscher und -Forscherinnen haben darin das Ansteckungsrisiko von Personen untersucht, die zuvor engen Kontakt mit einem Infizierten hatten. Die Hälfte von ihnen erhielt zur Vorbeugung Hydroxychloroquin, die andere ein Placebo. Innerhalb von 14 Tagen steckte sich ein Teil von ihnen tatsächlich an, wie die Forscher soeben im „New England Journal of Medicine“ berichten.

Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war aber sehr gering: mit Hydroxychloroquin waren es zwölf Prozent, ohne 14 Prozent. Das Malariamittel löste zudem Nebenwirkungen aus, diese waren aber nicht schwerwiegend. „Unsere randomisierte Studie zeigte keinen signifikanten Nutzen von Hydroxychloroquin als Prophylaxemittel gegen Covid-19“, fassen es die Autoren und Autorinnen zusammen.

WHO nahm Studien wieder auf

Am Mittwoch hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die klinischen Studien zu Hydroxychloroquin im Kampf gegen das neuartige Coronavirus wieder aufgenommen." Auf der Basis der vorhandenen Daten zur Sterblichkeit" könnten die Studien fortgesetzt werden, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf.

Die klinischen Tests waren vorübergehend ausgesetzt worden, nachdem eine kontroverse Studie zu dem Schluss gekommen war, dass Hydroxychloroquin Covid-19-Patienten zusätzlich gefährden könnte. Die Autoren einer im Mai in der Fachzeitschrift „Lancet“ veröffentlichten Studie hatten gewarnt, dass Hydroxychloroquin sowie der verwandte Wirkstoff Chloroquin nicht nur keinen Nutzen bei Covid-19-Patienten hätten, sondern möglicherweise wegen schwerer Nebenwirkungen sogar das Sterberisiko erhöhten.

“Lancet“ distanzierte sich

Mehrere Länder untersagten daraufhin die Behandlung von Covid-19-Patienten mit dem aus der Malariatherapie bekannten Mittel. Die WHO setzte die klinischen Tests vorübergehend vollständig aus.

Nach massiver Kritik an der Methodik der Studie hat sich „Lancet“ inzwischen allerdings von der Veröffentlichung distanziert. Zuvor hatten sich dutzende Forscher skeptisch zu der Studie geäußert. Die Fachzeitschrift teilte am Dienstag mit, sie habe die Studienautoren mit einer Prüfung ihrer Daten beauftragt. Mehrere Forscher rechnen nun damit, dass die Fachzeitschrift die Studie nach der Überprüfung zurückziehen muss.