Blick in die Infektionsabteilung und Isolierstation im Kaiser-Franz-Josef-Spital.
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER

Viele Unklarheiten bei Spitalsbilanz

Die Überlastung der Spitäler verhindern war das zentrale Argument aller politischen Maßnahmen der letzten Wochen. Sosehr das Vorhaben gelungen ist, so unklar ist nach wie vor, wie viele Covid-19-Patientinnen und -Patienten tatsächlich in den Krankenhäusern behandelt wurden.

Die aktuellen Zahlen sind klar: 65 Menschen befinden sich laut dem Gesundheitsministerium mit Covid-19 derzeit im Krankenhaus, 19 davon brauchen Betreuung in einer Intensivstation (Stand. 9.6.). Versucht man aber eine Gesamtbilanz der vergangenen drei Monate zu ziehen, ist das weit schwieriger.

Viertel der Intensivbetten zum Höhepunkt belegt

Laut Zahlen aus dem Gesundheitsministerium war Österreich bei den Normal- und den Intensivbetten weit von einer Überlastung entfernt. Am 3. April waren 26 Prozent der Intensivbetten und fünf Prozent der Normalbetten mit Covid-19-Patienten belegt – das war der Höhepunkt, danach stagnierte die Zahl kurz auf diesem Niveau und ging dann wieder zurück.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 9.6., 13:55 Uhr.

Wie viele Menschen in Österreich insgesamt so schwer erkrankt sind, dass sie in einem Krankenhaus aufgenommen werden mussten, weiß man bis heute nicht. Laut Gesundheitsministerium gibt es nur die Zahl der belegten Betten: Dadurch weiß man an einem Stichtag, wie viele Menschen in einem Krankenhaus waren bzw. noch immer sind.

Aber wie viele davon schon gestern im Spital waren, lässt sich aus dieser Zahl nicht ableiten. Hier liegen der Öffentlichkeit also auch drei Monate nach Beginn der Epidemie in Österreich keine Zahlen vor.

Unklarheit bei Todesfällen

Das gleiche gilt für die Anzahl an Patientinnen und Patienten, die eine intensivmedizinische Versorgung gebraucht haben. Das Gesundheitsministerium muss nach Informationen der Gesundheit Österreich auf die Abrechnungen der Spitäler warten, die einmal monatlich übermittelt werden. In diesen Abrechnungen sieht man, wie viele Menschen mit Hauptdiagnose Covid-19 betreut wurden.

Die aktuellsten Daten stammen von Ende April: Bis dahin waren 2.040 Covid-19-Patientinnen und -Patienten im Krankenhaus, davon 254 Personen in einer Intensivstation – also zirka zwölf Prozent. Man schätzt, dass rund die Hälfte der Intensivpatienten verstorben ist, also etwa 125. Laut amtlichem Dashboard gab es am 30.4. allerdings 597 gemeldete Covid-19-Todesfälle in ganz Österreich. Das wirft die Frage auf, wo diese Menschen gestorben sind – mit den offiziellen Angaben lässt sich diese aktuell aber nicht beantworten.

Keine genauen Informationen gibt es auch zu den Vorerkrankungen der schwer erkrankten Menschen in den Spitälern. Diese Informationen liegen bei den Krankenhäusern und wurden bisher nicht zentral ausgewertet.