Pfeil und Bogen im Amazonas-Gebiet (Ausschnitt)
AFP/Apu Gomes
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Jagd

Älteste Pfeil-und-Bogen-Technik in Eurasien

Im Regenwald von Sri Lanka haben Forscher die ältesten Belege für die Nutzung von Pfeil und Bogen außerhalb Afrikas entdeckt. Die Funde zeigen, warum der Mensch bei der Besiedlung der Erde so erfolgreich war.

In der Höhle Fa-Hien Lena im Südwesten der Insel fanden die Archäologen Pfeilspitzen aus Tierknochen die etwa 45.000 bis 48.000 Jahre alt sind. „Die Brüche an den Spitzen deuten auf eine Beschädigung durch einen starken Aufprall hin – etwas, das normalerweise bei der Jagd mit Pfeil und Bogen auf Tiere beobachtet wird“, sagt die Erstautorin der in „Science Advances“ erschienenen Studie, Michelle Langley von der Griffith University in Brisbane. „Dieser Beleg ist älter als ähnliche Befunde in Südostasien mit einem Alter von rund 32.000 Jahren und der derzeit älteste Beweis für den Einsatz von Pfeil und Bogen außerhalb des afrikanischen Kontinents.“

Die Pfeilspitzen und die Tiere, von denen sie stammen
Langley et al., 2020
Die Pfeilspitzen und die Tiere, von denen sie stammen

Der früheste bekannte Beleg für diese Technik stamme aus Südafrika und sei etwa 64.000 Jahre alt, sagt Ko-Autor Patrick Roberts vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. Interessant sei an den neuen Funden vor allem, dass sie aus dem tropischen Regenwald stammen – und nicht aus offeneren Landschaften wie etwa der Savanne. „Das ist ein Puzzlestück, das uns zeigt, warum unsere Spezies so erfolgreich war: Weil sie in allen Umwelten leben und die Technik an die Gegebenheiten anpassen kann.“

Abstraktes Denken nötig

Vermutlich nutzten die Menschen im Regenwald damals Pfeil und Bogen zur Jagd auf baumbewohnende Primaten und Nager, schreibt das Team. Möglicherweise, so Roberts, unterscheide die Pfeil-und-Bogen-Technik den Homo sapiens von seinen nächsten Verwandten wie etwa dem Neandertaler. Diese Jagdtechnik erfordere eine größere Fähigkeit zu abstraktem Denken, da dabei zwei Geräte miteinander kombiniert würden.

In der Höhle fanden die Forscher außerdem Belege für die Herstellung von Perlen aus mineralischem Ocker sowie Werkzeuge zum Fischen und zur Herstellung von Fasern, die vermutlich zu Kleidung oder Netzen verarbeitet wurden. „Bislang wurde angenommen, dass Kleidung als Schutz vor Kälte entwickelt wurde“, sagt Roberts. „Dass es dafür auch in Sri Lanka Evidenz gibt, deutet darauf hin, dass sie vielleicht auch zum Schutz etwa vor Mücken genutzt wurde.“