Drohne fliegt bei Sonnenuntergang über urbanes Gebiet
Naypong Studio – stock.adobe.com
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Malaria

Drohneneinsatz gegen Stechmücken

Malaria ist die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Auch deshalb, weil die Überträger der Krankheit – Stechmücken – so widerstandsfähig sind. Forscher haben nun gezeigt, wie man sie mit Hilfe von Flugdrohnen zurückdrängen könnte.

Bei der Kontrolle der Krankheitsverbreitung wurde in den vergangenen Jahrzehnten schon viel versucht, etwa der großflächige Einsatz von Insektenvertilgungsmitteln. Doch das Ergebnis ließ bisher zu wünschen übrig. Seit einigen Jahren denkt man verstärkt darüber nach, sterilisierte männlichen Stechmücken auszusetzen – und so die Erreger zurückzudrängen. Diese Tiere paaren sich nämlich trotzdem mit den Weibchen, produzieren dabei aber keine überlebensfähigen Nachkommen, womit die Mückenanzahl mit der Zeit schrumpft. Sterile Insect Technique (SIT) heißt dieser Ansatz in Fachkreisen.

Allerdings gebe es bei vielen Stechmücken noch kaum tragfähige und kostengünstige Lösungen dafür, die benötigten fortpflanzungsunfähigen männlichen Insekten unter die Weibchen zu bringen, berichtet nun ein Wissenschaftlerteam im Fachblatt „Science Robotics“. Das Verteilen der Tiere in der Luft habe sich als „Flaschenhals“ für SIT-Ansätze erwiesen, sagte Studienautor Jeremy Bouyer von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Seibersdorf – zumindest bis jetzt.

200.000 Mücken ausgesetzt

Mit Hilfe einer Helikopterdrohne, an der neben einer Kamera und Sensoren auch ein Behälter mit jeweils bis zu 50.000 sterilen Männchen der Stechmückenart Aedes aegypti angebracht war, gingen die Forscher daran, ihre automatische Methode zum Aussetzen der Tiere umzusetzen. Das taten sie in einem ländlichen Gebiet im östlichen Brasilien. Insgesamt setzten sie über 200.000 Individuen in unterschiedlichen Flughöhen und auf unterschiedlichen Flugrouten aus. In der Folge sammelten die Wissenschaftler abgelegte Eier in dem Gebiet und analysierten diese.

Dabei zeigte sich, dass der Anteil an nicht lebensfähigen Eiern gegenüber der gleichen Stechmückenpopulation in einem angrenzenden Gebiet um über 50 Prozent erhöht war. Das sei ein Hinweis darauf, dass die mit der Drohne ausgebrachten sterilisierten Tiere hinsichtlich ihrer Attraktivität zur Fortpflanzung den potenten Konkurrenten offenbar um nichts nachstanden, so die Forscher. Die Verbreitung der Insekten könne so also eingedämmt werden.

„Durchbruch“

Für Bouyer stellt die Arbeit einen „Durchbruch“ auf dem Gebiet der Stechmückenkontrolle dar. Es seien zwar noch einige Fragen zu klären und es brauche etwa auch noch leichtere Drohnensysteme – die Vorgehensweise funktioniere aber und sei günstiger und erfolgsversprechender als etwa das Verteilen der Insekten auf dem Boden.

Die Entwicklung solcher Ansätze sei vielversprechend bei der Bekämpfung vieler durch Stechmücken übertragener Krankheiten, wie etwa Dengue, Zika, Chikungunya und Gelbfieber, konstatierte auch Eric Rasmussen von der University of Washington in einem Kommentar zu der Arbeit von Bouyer und Kollegen.