Regenbogen über Windrädern
APA/dpa/Christian Charisius
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Studie

„Technik wird Klimakrise nicht lösen“

Die Klima- und Umweltkrise wird sich mit der Hilfe von Technik nicht lösen lassen: Darauf machen Forscher und Forscherinnen in einer neuen Studie aufmerksam. Entscheidend sei eine Abkehr von Wirtschaftswachstum und übermäßigem Konsum.

„Wissenschaftler-Warnung vor Reichtum“, heißt denn auch der Überblicksartikel, den das Team um Thomas Wiedmann von der University of New South Wales in Australien soeben in der Fachzeitschrift “Nature Communications“ veröffentlicht hat.

Reichtum als Gefahr

Gleichgültig ob Klimaerwärmung, Verlust von Biodiversität oder Umweltverschmutzung: „Nur auf Technik zu setzen, um diese Probleme zu lösen, wird nicht funktionieren“, so Wiedmann in einer Aussendung. „Wir müssen unseren Lebensstil des Überflusses verändern und übermäßigen Konsum verringern.“

In den vergangenen Jahren sei das weltweite Wirtschaftswachstum immer größer gewesen als jeder Effizienzzuwachs. „Technik kann dazu beitragen, effizienter zu konsumieren sowie Energie und Ressourcen zu sparen. Aber das hält nicht Schritt mit dem Wachstum des Konsums.“

Besondere “Gefahr" gehe von den besonders Reichen aus. „Der Konsum wohlhabender Haushalte ist weltweit jener Faktor, der sich am stärksten auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt“, sagt der Studien-Koautor Lorenz Keysser von der ETH Zürich. Nachhaltigkeit könne es deshalb nur mit einer Änderung des Lebensstils geben – dies sei aber nicht nur eine Frage individueller Entscheidungen, sondern brauche strukturelle Veränderungen.

Vorschläge: Ökosteuern und Grundeinkommen

„Persönliche Versuche, den Lebensstil zu verändern, sind zum Scheitern verurteilt“, sagt Wiedmann. Deshalb sei ein wirtschaftlicher Paradigmenwechsel nötig. „Wir müssen wegkommen von der Obsession des Wirtschaftswachstums und Wirtschaft so gestalten, dass sie das Klima und die natürlichen Ressourcen schützt – auch wenn das kein oder ein negatives Wachstum bedeutet.“ Ein positives Beispiel sei Neuseeland, dass in seinem Wellbeing Budget 2019 auch soziale und ökologische Indikatoren beinhaltet und nicht nur finanzielle.

„Grünes“ oder „nachhaltiges Wachstum“ seien ein Mythos. „Solange Wirtschaft und Bevölkerung wachsen, kann auch technologischer Fortschritt die Folgen nicht verringern“, sagt Wiedmann. Die Vorschläge der Forscherinnen und Forscher: höhere Steuern für Superreiche, Ökosteuern, „grüne“ Investitionen, Arbeitszeitverkürzung und ein Grundeinkommen.