Überschwemmung einer tropischen Küstenlandschaft
GIFF JOHNSON / AFP / picturedesk.com
GIFF JOHNSON / AFP / picturedesk.com
Politikwissenschaft

Skepsis gegenüber Klimaflüchtlingen

Einer Studie der Weltbank zufolge könnte es bis 2050 mehr als 140 Millionen Klimaflüchtlinge geben. Menschen in Kenia und Vietnam – zwei besonders von der Klimaerwärmung betroffene Länder – sind solchen Migranten gegenüber eher skeptisch, berichtet eine Salzburger Forscherin.

Jeder Zweite betrachtet demnach Klimafolgen als legitimen Migrationsgrund, doch die Klimaflüchtlinge werden nur bedingt willkommen geheißen, schreibt ein Team um die Politikwissenschaftlerin Gabriele Spilker von der Universität Salzburg im Fachjournal „Nature Climate Change“.

Umfrage und Experiment in Kenia und Vietnam

Folgen des Klimawandels wie Überflutungen, Dürren oder Anstieg des Meeresspiegels führen speziell in Entwicklungsländern zu verstärkter Migration. Häufig ziehen die Klimaflüchtlinge von ländlichen Gebieten in Städte und verstärken so die Urbanisierung. Das kann in den Städten soziale und ökonomische Ungleichheiten verstärken und zu politischen oder sozialen Konflikten führen.

Wie die Stadtbewohner auf die Umweltmigranten reagieren, hat Gabriele Spilker gemeinsam mit internationalen Kollegen in einer Umfrage von je 400 Bewohnern in je drei Städten in Kenia und Vietnam erhoben. Die beiden Länder hätten sich besonders gut für die Untersuchung geeignet, da sie „intensiv vom Klimawandel betroffen sind und eine sehr starke Urbanisierungsrate aufweisen“, erklärte Spilker in einer Aussendung.

Da Menschen häufig sozial erwünscht antworten, wenn es um das Thema Migration geht, haben die Forscher und Forscherinnen zusätzlich ein Umfrageexperiment eingebaut. Dabei wurden den Befragten mehrere Profile von potenziellen Migranten gezeigt, die sich nicht nur in Alter, Bildung, ethnischer Herkunft und Einkommen unterschieden, sondern auch hinsichtlich des Migrationsgrundes. So gab es etwa Profile mit wirtschaftlichem, sozialen oder politischen Grund für die Flucht oder eben die Klimaerwärmung.

Andere Gründe als wichtiger erachtet

Es zeigte sich, dass durch den Klimawandel verursachte Umweltveränderungen von rund der Hälfte der Befragten in beiden Ländern als legitimer Migrationsgrund betrachtet werden. Allerdings werden in beiden Ländern andere Migrationsgründe als deutlich wichtiger oder legitimer angesehen: „In Vietnam ist dies etwa die Zusammenführung von Familien, in Kenia ist es die Chance auf eine wirtschaftliche Verbesserung“, sagte Spilker.

Die Befragten sind auch extrem skeptisch gegenüber jenen Migranten, von denen sie annehmen, dass diese wenig Chancen haben, sich ihren Lebensunterhalt in der Stadt selbst zu verdienen. Das betrifft vor allem ältere Migranten mit wenig Bildung und Einkommen, denen nur geringe „ökonomische Leistungsfähigkeit“ zugetraut wird.

„Wir interpretieren unsere Ergebnisse insgesamt daher nur bedingt optimistisch“, so die Politikwissenschafterin. Angesichts der Tatsache, dass potenzielle Umweltmigranten oft aus dem ländlichen Raum kämen und damit häufig nicht gut gebildet und nicht mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet seien, „sieht es mit der Akzeptanz dieser Migranten doch eher nicht so gut aus“, erklärte Spilker.