Großer Aletsch-Gletscher
FAU/Christian Sommer
FAU/Christian Sommer
Klimaerwärmung

Rascher Gletscherschwund in den Alpen

Die Klimaerwärmung lässt die Gletscher in den Alpen rasch schwinden. Laut einer neuen Studie verloren sie zwischen 2000 und 2014 etwa ein Sechstel ihres Eisvolumens. Besonders betroffen sind die Schweizer Alpen.

Dies berichtet ein Team um den Geografen Christian Sommer von der Universität Erlangen-Nürnberg in einer Studie, die soeben im Fachmagazin „Nature Communications“ erschienen ist. „Im Vergleich absoluter Eismassenverluste sind die Gletschergebiete Österreichs weniger stark betroffen als die benachbarten Schweizer Zentralalpen“, so Sommer gegenüber science.ORF.at.

„Jedoch sind auch in den österreichischen Alpen hohe relative Massenverluste und Gletscherschmelze bis in die höchsten Gebirgslagen zu beobachten. Gerade letzteres weist auf einen zumindest teilweisen Verlust früherer Akkumulationsgebiete und ausgedehnter Eisschmelze über die gesamten Gletscherflächen hin.“

Auswertung von Satellitendaten

Die Forscherinnen um Sommer haben die kompletten Alpen untersucht. Dafür nutzten sie Daten von Radarsatelliten, um dreidimensionale Modelle der Erdoberfläche zu erstellen, und kombinierten diese mit optischen Satelliten-Aufnahmen. Dadurch konnten sie Fläche und Höhe der Gletscher messen. „Der Vorteil ist, dass man das Gletschervolumen im Ganzen betrachten kann“, sagt Christian Sommer.

Den größten Eisverlust stellten die Forscher und Forscherinnen in den Schweizer Alpen fest. „Diese haben die größten Gletscherflächen und gleichzeitig die größten Schmelzraten“, sagte Sommer. So schmolz die Oberfläche des Großen Aletschgletschers im Schweizer Wallis, dem größten Gletscher der Alpen, um mehr als fünf Meter pro Jahr in den unteren Lagen. „In den höchsten Lagen der Zentralalpen scheint es dagegen noch keine Eisschmelze zu geben“, sagte Sommer.

Oberer Grindelwald Gletscher und Schreckhorn in den Berner Alpen
FAU/Christian Sommer
Oberer Grindelwald Gletscher und Schreckhorn in den Berner Alpen

Randbereiche künftig eisfrei

Ganz anders in den Randgebirgen: Da beobachteten die Forscher einen Rückgang der Gletscher auch in den höheren Lagen. „Das spricht dafür, dass die Randbereiche die ersten Regionen sein werden, die künftig eisfrei sind“, sagt Sommer.

Die Daten ermöglichen es seinen Angaben nach, die Entwicklung des Großteils der knapp 4.000 Gletscher in den Alpen auszuwerten. Sie erlaubten aber auch Vorhersagen über das Schmelzwasser in den Sommermonaten, das für die Wasserversorgung und Energiegewinnung vieler Länder wichtig sei. „Das hat Auswirkungen über den Alpenraum hinaus, weil es Einfluss auf den Wasserhaushalt einiger großer europäischer Flusssysteme mit Ursprung in den Alpen hat“, erläutert Sommer.