Technologie

Biokunststoff soll gegen Dürre helfen

Hydrogele können große Mengen Wasser aufnehmen und langsam wieder an ihre Umgebung abgeben. Wiener Forscher und Forscherinnen haben nun ein auf Holz basierendes Hydrogel entwickelt, das in der Landwirtschaft Pflanzen nicht nur bewässern, sondern auch düngen und die Bodenqualität verbessern kann.

Hydrogele sind aus polymeren Materialien aufgebaut, die aus riesigen Molekülen bestehen. Gibson Nyanhongo vom Institut für Umweltbiotechnologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und seinem Team gewannen nun ein Material vollständig aus natürlichen Rohstoffen. „Das Hydrogel wird aus Lignin synthetisiert“, erklärte Nyanhongo gegenüber der APA. Lignin steckt in allen verholzten Pflanzen. Es handelt sich dabei um Biopolymere, die in die pflanzliche Zellwand eingelagert werden und dadurch die Verholzung der Zelle bewirken.

YouTube-Video der Forscher

Vermischt mit Böden kann das Hydrogel bis zu 95 Prozent des eingehenden Wassers aufnehmen und so bis zu 40 Prozent an Bewässerung einsparen, teilte die Boku am Montag mit. Indem das Material das Wasser etwa aus Regenfällen speichert, könne Dürren entgegengewirkt und unregelmäßige Wasserversorgung bewältigt werden. Selbst Sandböden könnten damit bewirtschaftet werden.

Veränderung der Landwirtschaft?

„Im Gegensatz zu herkömmlichen Hydrogelen ist unser innovatives Produkt vollständig biologisch abbaubar und verbessert zudem die Bodenqualität in Durchlässigkeit, Dichte, Struktur, Textur und Humusgehalt“, erklärte Nyanhongo. Das Material kann darüber hinaus auch Dünger oder Pflanzenschutzmittel speichern, so deren Effektivität und Effizienten erhöhen und damit die Umweltbelastung verringern.

Für die Boku hat das Hydrogel das Potenzial, weltweit die Landwirtschaft zu verändern. Global seien drei Viertel der Landwirte völlig von Regenfällen abhängig. Doch die globale Erwärmung führe zu unregelmäßigen Niederschlagsmustern, Dürreperioden, Wüstenbildung und der Verlust von Ackerland und beeinträchtige damit die Lebensgrundlage der Landwirte.

Die Forscher haben ihr Biohydrogel, das in trockener Form als Granulat oder Pulver vorliegt, patentiert und suchen nach interessierten Unternehmen für die Vermarktung.