Künstlerische Darstellung: Der Mars-Helikopter der NASA auf dem Roten Planeten
NASA/JPL-Caltech
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Erkundung

Hubschrauber fliegt zum Mars

Am 30. Juli soll der neue Marsrover „Perseverance“ am US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral abheben. Mit an Bord beim Flug zum Roten Planeten ist auch ein Hubschrauber: „Mars Helicopter“ nennt sich das Projekt, das ein wenig an einen Science-Fiction-Film erinnert.

Von der Erde aus ist er mit bloßem Auge nicht zu erkennen – der staub-rote Jezero-Krater auf dem Mars. Fast 50 Kilometer groß ist diese Gesteinsformation. Früher war sie voll Wasser – ein ideales Ausflugsgebiet für einen Hubschrauberrundflug; auch heute noch. Es wäre eine ganz andere Art von Marserkundung.

„Unser Marshelikopter wird erstmals Flüge in der Atmosphäre eines anderen Planeten durchführen“, sagte MiMi Aung vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena. „Wir habe noch nie ein rotorbetriebenes Fluggerät über die Oberfläche eines anderen Himmelskörpers fliegen lassen.“ Die Wissenschaftlerin hat diesen ersten Marshubschrauber beim JPL mit entwickelt – und dort auch getestet. „Damit erweitern wir unsere bisherige Erforschung des Weltraums mit Sonden in Umlaufbahnen und Rovern auf dem Boden nun durch einen Blickwinkel aus der Luft.“

Heli ohne Pilot

Zum ersten Mal wagt sich die US-Raumfahrtbehörde (NASA) damit nicht nur auf einen anderen Himmelskörper, sondern dort in den Bereich zwischen Umlaufbahn und Boden. Dazu will sie eine Sonde in die Luft erheben – und überprüfen, ob das funktioniert. Die Wissenschaftler möchten wissen, ob sich Sonden mit Rotoren bei späteren Missionen zu wirklichen Forschungsflügen einsetzen ließen. Sie könnten dann ausgetrocknete Seebetten wie den Jezero-Krater überfliegen und sie aus der Vogelperspektive untersuchen.

Künstlerische Darstellung: Der Mars-Helikopter der NASA auf dem Roten Planeten
NASA/JPL-Caltech

In ihren Versuchslabors in Kalifornien konnten die Ingenieure das Flugverhalten des Helikopters in Echtzeit beobachten. Auf dem Mars wird das nicht gehen. Denn von der Erde aus benötigt ein Funksignal fast eine Viertelstunde dorthin. Der Hubschrauber wird also auf sich selbst gestellt sein, während er in der Luft ist.

Niemand wird im Cockpit des Hubschraubers sitzen. Und niemand wird den Heli von der Erde aus fernsteuern. Die Software an Bord muss blitzschnell das Gelände scannen und entsprechende Flugmanöver einleiten – ganz allein.

Vorhut für bemannte Missionen

Es ist zunächst einmal nur ein Test – jedoch einer, der Potenzial birgt für künftige Missionen von Helikoptern auf anderen Welten. „Es gibt Plätze, deren Erkundung für Rover oder gar für Menschen schwierig bis unmöglich sind“, erklärte Havard Grip. Der Ingenieur ist beim JPL für Flugkontrolle und für Aerodynamik des Marshelikopters zuständig. „Aber Helikopter sind viel mobiler und können Stellen erkunden, die anders für uns nicht zu erreichen und nicht einzusehen wären.“

Diese Drohne für den Mars wird weder besonders hoch steigen noch nennenswert weit fliegen können. Aber JPL-Wissenschaftlerin Aung sagt dieser Technologie eine große Zukunft voraus. „Sobald Menschen den Mars erforschen, wird es wichtig, im Voraus hochaufgelöste Bilder des Geländes zu bekommen; über viele Kilometer hinweg, bevor die Astronauten es betreten.“ Ein Hubschrauber könne Gesteinsformationen untersuchen, zu denen Menschen ansonsten keinen Zugang bekämen, wie steile Felswände oder das Innere von Vulkanen. „Was Rover oder Menschen nicht schaffen, könnten künftig Helikopter übernehmen.“ Verläuft der Start nach Plan, sollen Rover und Helikopter im Februar auf dem Mars landen.