Rinderherde unter bewölktem Himmel
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Modellrechnungen

So wird die Ernährung klimafreundlicher

Der Lebensmittelsektor ist für ein Viertel des weltweilten Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Wie diese Menge reduziert und gleichzeitig eine wachsenden Weltbevölkerung ernährt werden kann, haben Wiener Forscher berechnet. Ein wichtiger Punkt: Es müssten weniger Fleisch und andere tierische Produkte konsumiert werden.

Die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion tragen auf vielfältige Weise zum Klimawandel bei. Das beginnt bei der Abholzung der Wälder oder den Treibhausgasemissionen, die Kühe verursachen, und endet beim globalen Transport der Lebensmittel. Für die Studie haben Michaela Theurl und ihre Kollegen vom Institut für Sozialökologie der Universität für Bodenkultur 520 unterschiedliche Szenarien bis 2050 durchgerechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die menschliche als auch die tierische Ernährung wichtige Stellschrauben bei der Reduktion von Treibhausgasen sind.

Für die Produktion von Fleisch und Milchprodukten wird mehr Land benötigt als für alle anderen Konsumgüter weltweit. Laut den Vereinten Nationen entfallen derzeit mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen auf die Viehwirtschaft, obwohl dadurch nur 17 Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit gedeckt werden.

Wenn Menschen weniger tierische Produkte nachfragen, sinkt der Bedarf an Tierfutter aus Soja oder Mais für Kraftfutter und an Weidenflächen. Folglich würden landwirtschaftlich genutzte Flächen frei, so die Studie. „Und auf den freiwerdenden Flächen kann die natürliche Vegetation nachwachsen und dadurch eben CO2 gebunden werden“, so Theurl.

Fleischverzicht lässt Waldflächen wachsen

Es käme also nicht zu einer Aufforstung im direkten Sinn. Wenn sich die Natur diese Flächen aber zurückerobere, würde das ebenfalls dazu beitragen, CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen, sagt Theurl. So würden nicht nur bestehende Wälder geschützt, die Waldflächen könnten sogar wachsen. „Und das hätten dann einen positiven Effekt auf die gesamte CO2-Bilanz“, so die Sozialökologin.

Milchkühe im Stall
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Milchprodukte und Rindfleisch belasten das Klima

Die Studie untersuchte auch die Ernährung von Nutztieren und die Auswirkungen auf das Kima. Kraftfutter schnitt hier etwa bei Rindern besser ab als Grasfütterung. Mit Gras und Heu zu füttern sei aber im Sinn des Tierwohls eindeutig besser, so Theurl. Wer also auf eine artgerechte Haltung der Tiere achte, sich aber auch klimafreundlich ernähren wolle, sollte demnach den Konsum tierischer Produkte stark reduzieren.

Intensivere Landwirtschaft reicht nicht

Die Landwirtschaft zu intensivieren und höhere Erträge zu erzielen, etwa durch den gezielten Einsatz von Dünger oder besonders ertragreichen Nutzpflanzen, reicht hingegen nicht aus, um die Weltbevölkerung klimafreundlich zu ernähren, so das Fazit der Studie. Um in der Land- und Viehwirtschaft eine positive CO2-Bilanz zu erreichen, müssten landwirtschaftliche Flächen reduziert werden.

Genaue Ernährungsempfehlungen, gerade für Menschen in Österreich, wollen Theurl und ihre Kollegen aus der Studie nicht ableiten. Denn bei der landwirtschaftlichen Produktion handle es sich um einen komplexen Kreislauf, mit großen regionalen Unterschieden. Doch eines sei klar, kalorienreiche Diäten mit einem hohen Anteil von Fleisch verursachten die höchsten Emissionen, so die Forscherin.

Fleischersatz als klimafreundliche Alternative

Neue Forschungsergebnisse des deutschen Umweltbundesamtes könnten den Verzicht auf Fleisch erleichtern: Pflanzliche Ersatzprodukte aus Soja oder Weizen haben demnach eine wesentlich bessere Umweltbilanz als konventionell erzeugtes Fleisch. Bei der Produktion eines Rindersteaks entsteht zehnmal so viel Treibhausgas wie bei der Herstellung eines vergleichbaren Soja-Laibchens.