Remdesivir
AFP – ULRICH PERREY
AFP – ULRICH PERREY

Remdesivir erhält europäische Zulassung

Der Wirkstoff Remdesivir wird in Europa unter Auflagen als erstes Mittel zur Therapie von Covid-19 zugelassen. Die Entscheidung gab die EU-Kommission heute bekannt. Die Zulassung sei im Schnellverfahren weniger als einen Monat nach dem Antrag ergangen.

Remdesivir gilt als eine von wenigen wirksamen Arzneien bei schweren Fällen der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit. Es kann Studien zufolge den Krankenhausaufenthalt verkürzen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat die Zulassung für Patienten ab zwölf Jahren empfohlen, die eine Lungenentzündung haben und mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden müssen.

Ärzte sehen Remdesivir nicht als Allheilmittel, wohl aber als Lichtblick für Coronavirus-Patienten. Eine internationale Studie mit über 1.000 Teilnehmern hatte Ende April gezeigt, dass Remdesivir bei Covid-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung im Schnitt um vier Tage verkürzen kann – von 15 auf elf Tage.

Ausnahmegenehmigung in den USA

Die USA hatten bereits Anfang Mai eine Ausnahmegenehmigung für den begrenzten Einsatz des Wirkstoffes in Krankenhäusern erteilt. Die US-Regierung hatte diese Woche eine Vereinbarung mit dem US-Hersteller Gilead Sciences bekannt gemacht, wonach sie praktisch die gesamte Produktionsmenge des Mittels für die nächsten Monate aufgekauft hat. Allerdings haben manche EU-Länder bereits Vorräte angelegt. Die EU-Kommission verhandelt ebenfalls mit dem Hersteller, um sich ausreichende Mengen des Wirkstoffs zu sichern.

Der CDU-Europapolitiker Peter Liese betonte, Bedingung für die Zulassung in Europa sei, dass der Hersteller auch nach Europa liefere. Eine mögliche Lösung für Engpässe wäre, dass Gilead seine Kenntnisse mit anderen Herstellern teile und diese gegen Lizenzgebühren produzieren lasse. Auch damit könne Gilead sehr viel Geld verdienen, sagte Liese am Freitag.

Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung. Es ist bisher in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen. Bis jetzt gibt es keine Impfung gegen das neuartige Coronavirus und auch keine zuverlässige zugelassene medikamentöse Therapie.