Mars
dpa/ESA/ESOC
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Mission

Vom Persischen Golf zum Mars

Einmal zum Mars – das gilt derzeit als der Ritterschlag der Raumfahrt. Nach den USA, Europa, Indien und Russland betritt nun ein neuer Player die Bühne: die Vereinigten Arabischen Emirate. Der winzige Staat am Persischen Golf – gerade einmal so groß wie Österreich – will den roten Planeten erobern.

Im kommenden Jahr werden die Vereinigten Arabischen Emirate ein halbes Jahrhundert alt – Grund zu feiern. Und klar – wo ginge das besser als im All?! „Sie heißt Hope, wie ‚Hoffnung‘“, sagt Mohsen Al Awadhi über die erste Marssonde der Emirate. Der Ingenieur arbeitet in der Abteilung für Weltraumsysteme des Mohammed Bin Rashid Space Centre in Dubai. Dieses Zentrum hat für das Land etwa die Rolle der NASA für die USA oder der ESA für Europa.

Marssonde der Vereinigten Arabischen Emirate auf der Erde
UAE Space Agency

Die Atmosphäre des Mars haben sich die Vereinigten Arabischen Emirate als Schwerpunkt ihrer Mission ausgesucht. Denn Hope wird weder landen, noch wird die Sonde nach früheren Flussbetten oder möglichem Leben suchen – denn das wäre das Übliche. „Wir wollen nicht das wiederholen, was andere Missionen bereits ausführlich vor uns getan haben“, schmunzelt Al Awadhi. Die Atmosphäre hingegen hätten bislang nur wenige Länder untersucht. „Das ist also eine echte Herausforderung!“

Ein Jahr das ganze Bild

„Das Ziel dieser Mission ist es herauszufinden, was mit der Atmosphäre im Laufe der Zeit passiert ist“, ergänzt Salem Al Marri, der stellvertretende Direktor für Wissenschaft und Technologie, ebenfalls am Mohammed Bin Rashid Space Center. Deswegen werde Hope erstmals die gleichen Stellen auf der Oberfläche mehrmals am Tag beobachten. Frühere Sonden hätten den Planeten zum Beispiel um 6 Uhr untersucht und dann 24 Stunden später wieder. „Dann wissen Sie aber noch nicht, was sich um 4 Uhr abspielt“, gibt Al Marri zu bedenken. „Wir werden erstmals einen kompletten Tageszyklus der Mars-Atmosphäre abbilden.“

Das Projekt

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmete sich auch ein Beitrag in „Wissen aktuell“ am 14.7. um 13.55 Uhr.

Hope soll sich nicht nur identische Stellen auf der Oberfläche zu unterschiedlichen Tageszeiten vornehmen, sondern ihre Beobachtungen auch über das ganze Jahr verteilen. Denn so lange, ein Mars-Jahr, beträgt die geplante Lebensdauer der Sonde. „Wenn die Jahreszeiten wechseln, können wir Veränderungen beobachten“, so Al Awadhi. „Wir haben bislang nicht verstanden, welche Auswirkungen Frühling, Sommer, Herbst und Winter auf die Atmosphäre haben.“

Was geschah mit der Atmosphäre des Mars?

Das Ziel ist es, den Verlust der Atmosphäre erklären zu können. Warum ist sie fast vollständig in den Weltraum entwichen? Was ist einst mit dem Mars passiert? „Wenn wir das verstehen, hilft uns das auch, die Erde besser zu verstehen“, prophezeit der arabische Raumfahrtingenieur. Denn das Leben auf der Erde hänge von der Beschaffenheit ihrer Atmosphäre ab.

Grafische Darstellung der Marsmission der Vereinigten Arabischen Emirate
UAE Space Agency

Das Gleiche gilt für den Mars. Vermutlich war seine Atmosphäre vor Milliarden von Jahren dichter als heute. Sie hätte somit flüssiges Wasser auf der Oberfläche ermöglicht und darin möglicherweise Leben. „Die Atmosphäre des Mars ist so interessant, weil sie heute so dünn ist“, glaubt auch Salem Al Marri. „Wir wollen wissen, ob sie einst lebensfreundlich war, warum sie aber heute so ausgedünnt ist und so gut wie überhaupt keinen Sauerstoff enthält, sodass Menschen dort nicht überleben könnten.“

Eiswolken auf der Spur

Und weil das so viele Aufgaben sind, brauchten die Araber Partner. Eines ihrer Ziele war es, die Sonde gemeinsam mit Hochschulen in den USA zu entwickeln. „So lernen wir Dinge, die wir noch nicht selbst beherrschen, was beispielsweise die Forschung angeht“, gibt Salem Al Marri zu. „Mit dieser Mission haben wir die wissenschaftliche Kompetenz von Universitäten in den Vereinigten Arabischen Emiraten erhöht, vor allem in Richtung Planetenwissenschaften.“

Die Universitäten von Colorado, Kalifornien und Arizona haben die drei Instrumente an Bord der Mars-Sonde gemeinsam mit ihren arabischen Kollegen entwickelt. An Bord sind zwei Spektrometer – eines für Infrarot-, eines für ultraviolettes Licht – und eine optische Kamera. Sie sollen Staubbewegungen in der Mars-Atmosphäre beobachten, die Bildung von Eiswolken, die Temperaturverteilung sowie die Ausbreitung von Wasserdampf und Ozon.

Zum 50. Jahrestag ihrer Staatsgründung scheinen die Emirate am Persischen Golf die Zeichen der Zeit erkannt zu haben – und die stehen nicht mehr auf Öl, sondern liegen offenbar in den Weiten des Weltalls.