Luftbild: zerstörte Regenaldflächen in der Nähe von Boca do Acre, im Nordwesten Brasiliens
LULA SAMPAIO / AFP
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Studie

Brasiliens Agrar-Exporte in EU „illegal“

Rund ein Fünftel der brasilianischen Soja- und Rindfleisch-Exporte in die Europäische Union stammt laut einer Studie von zuvor widerrechtlich gerodeten Waldflächen.

Mindestens 18 bis 22 Prozent der jährlichen Ausfuhren seien „die Frucht illegaler Entwaldungen“, erklärte der leitende Wissenschaftler Raoni Rajão. Für die Studie im Fachblatt „Science“ verwendeten die zwölf Forscher aus Deutschland, Brasilien und den USA eine Software, mit der sie 815.000 landwirtschaftliche Anwesen auswerteten und illegale Rodungen nachvollzogen. Diese fanden vor allem im Amazonasgebiet und den Cerrado genannten Savannen im Zentrum Brasiliens statt.

Regenwald an der Kippe

Von den betroffenen Flächen würden jährlich knapp zwei Millionen Tonnen Soja in die EU exportiert, heißt es in der Studie. Von den insgesamt 4,1 Millionen jährlich geschlachteten Rindern stammten demnach mindestens 500.000 aus illegal gerodeten Gebieten. Zugleich betonten die Forscher, dass sich 80 Prozent der brasilianischen Landwirte an die gesetzlichen Bestimmungen bei Rodungen hielten.

Dennoch befinden sich die brasilianischen Dschungel mittlerweile an einem „Kipppunkt“, erklärte Ko-Autor Britaldo Soares-Filho. Vor dem Hintergrund der laxen Umweltpolitik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro sieht Soares die größte Gefahr in den „politischen Signalen, die zur Entwaldung und Vereinnahmung von Land ermutigen“.

Rodungen nehmen zu

Umweltschützer warnen schon länger, dass 2020 das zerstörerischste Jahr für den größten Regenwald der Erde werden könnte. Sie machen dafür direkt die Politik Bolsonaros verantwortlich. Sie beschuldigen ihn etwa, illegale Rodungen zu fördern, wenn er immer wieder die Legalisierung von Landwirtschaft und Bergbau in geschützten Gebieten fordere.

In Brasilien liegen rund 60 Prozent des tropischen Regenwaldes weltweit. Seine Zerstörung durch Abholzung nahm zuletzt rasant zu. In der ersten Jahreshälfte wurden 25 Prozent mehr Wald zerstört als im Vorjahreszeitraum. Betroffen waren 3.069 Quadratkilometer – eine Fläche, die größer ist als Vorarlberg.