Alte Kiefergewächse im Inyo National Forest
AFP/GABRIEL BOUYS
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Alterung

Auch uralte Bäume sind nicht unsterblich

Manche Bäume sind Tausende Jahre alt, und sie scheinen kaum zu altern: Jedes Jahr sprießen neue Triebe, sie hören niemals auf zu wachsen. Tatsächlich gehen die langlebigen Organismen nur sehr selten an Altersschwäche zugrunde, betont ein spanischer Forscher. Unsterblich sind sie trotzdem nicht.

Mit etwa 4.800 Jahren gilt die Langlebige Kiefer (Pinus longaeva) Methuselah im US-amerikanischen Inyo National Forest als einer der ältesten Bäume der Welt – Klonbäume, die aus einem gemeinsamen Wurzelsystem wachsen und daher genetisch ident sind, nicht mitgerechnet. Trotz ihrer dicken und knorrigen Stämmen, wirken selbst so alte Bäume oft noch recht vital. Sie hören niemals auf zu wachsen und bekommen regelmäßig neue Triebe. Und auch extreme Witterungen und Nährstoffmangel scheinen ihnen nichts anzuhaben.

Eine im Jänner dieses Jahres erschienene Studie an mehrere hundert Jahre alten Ginkgos kam gar zu dem Schluss, dass Bäume der natürlichen Alterung womöglich ganz entkommen können: Denn obwohl sich genetische Veränderungen im Pflanzengewebe feststellen lassen, zeigen die Pflanzen äußerlich keine Verschleißerscheinungen; beispielsweise sind sie bei der Photosynthese genauso effizient wie ihre deutlich jüngeren Artgenossen.

Spuren des Lebens

Als Geheimnis der langlebigen Arten gelten ihre hohe Regenerationsfähigkeit sowie das langsame modulare Wachstum. Jahr für Jahr wächst das Gewebe auf abgestorbenen Pflanzenteilen weiter. Die lebendige Biomasse von sehr alten Exemplaren beträgt mitunter weniger als fünf Prozent. Sind die Bäume dank dieser Fähigkeiten möglicherweise unsterblich? Nein, widerspricht nun Sergi Munné-Bosch von der Universität Barcelona in der Fachzeitschrift „Trends in Plant Science“ dieser Hypothese.

Antike Kiefern im Inyo National Forest
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Antike Kiefern im Inyo National Forest

Trotz ihrer wirksamen Schutzmechanismen seien die Bäume nicht für die Ewigkeit vor dem Verfall geschützt. In der freien Natur werde die maximale Lebensdauer aber selten ausgereizt. Die meisten Bäume fallen schon davor anderen Gefahren zum Opfer, z.B. werden sie gefällt oder von Schädlingen befallen. Echte Methusalem-Bäume finde man weltweit daher nur recht selten. Deswegen sind Exemplare, die aus menschlicher Sicht schon alt sind, in Wahrheit oft noch eher jugendlich. Gingkos können Tausende Jahre alt werden, ein 600 Jahre alter Baum wird also noch kaum Altersanzeichen zeigen.

Aber irgendwann hinterlasse die Zeit auf jedem lebenden Organismus ihre Spuren. „Leben ist Stress und das bringt einem früher oder später den Tod“, so Munné-Bosch in einer Aussendung. Auch die Erneuerungsfähigkeit eines Baums erreicht laut dem Pflanzenforscher irgendwann seine natürliche physikalische bzw. mechanische Grenze. Wenn das Gewebe so geschädigt ist, dass keine Feuchtigkeit und keine Nährstoffe mehr aus dem Boden in die Spitzen gelangen können, habe auch ein Baum sein natürliches Lebensende erreicht.