Ziel für Arzneimittel identifiziert

Deutsche Forscher und Forscherinnen haben ein mögliches Ziel für neue SARS-CoV-2-Medikamente entdeckt. Es handelt sich um ein Protein, das die Virusvermehrung in Zellen ankurbelt und gleichzeitig die Immunabwehr des Infizierten schwächt.

Wenn das SARS-CoV-2-Virus in menschliche Zellen eindringt, lässt es eigene Proteine durch die menschliche Wirtszelle herstellen. „Eines dieser Virus-Proteine namens PLpro ist essenziell für die Vermehrung und schnelle Ausbreitung des Virus“, hieß es jetzt in einer Aussendung der Goethe-Universität Frankfurt. Die Arbeit lief mit internationaler Kooperation und mithilfe des Universitätsklinikums Frankfurt. Das Hauptergebnis einer soeben in der Fachzeitschrift „Nature“ erschienenen Studie: Eine Hemmung dieses viralen Enzyms per Medikament blockiert nicht nur die Virusvermehrung, sondern stärkt gleichzeitig auch die antivirale Immunantwort.

Warum das SARS-CoV-2-Virus so „erfolgreich“ ist

Bei einer Infektion muss das SARS-CoV-2-Virus nämlich verschiedene Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers überwinden. Dazu gehört die unspezifische oder angeborene Immunabwehr. Dabei setzen befallene Körperzellen Botenstoffe frei, sogenannte Typ-I-Interferone. Diese locken natürliche Killerzellen an, welche die infizierten Zellen abtöten. Das SARS-CoV-2-Virus ist unter anderem auch deshalb so erfolgreich – und damit gefährlich –, weil es die unspezifische Immunantwort unterdrücken kann.

Die Forscherinnen und Forscher: "Dazu lässt es die menschliche Zelle das Virus-Protein PLpro (Papain-like Protease) herstellen. PLpro hat zwei Funktionen: Es wirkt bei der Reifung und Freisetzung neuer Virenpartikel mit und es unterdrückt die Bildung von Typ-I-Interferonen.“ Diese Prozesse konnten die Wissenschaftler jetzt in Zellkultur-Experimenten beobachten.

Ivan Dikic, Letztautor der Arbeit, erklärt: „Wir haben den Wirkstoff GRL-0617 verwendet, einen Inhibitor von PLpro, und dessen Wirkweise biochemisch, strukturell und funktionell genau untersucht. Wir kamen zu dem Schluss, dass die Hemmung von PLpro eine vielversprechende therapeutische ‚Doppelschlag‘-Strategie zur Behandlung von Covid-19 ist. Die Weiterentwicklung PLpro-hemmender Substanzklassen zum Einsatz in klinischen Studien ist nun eine zentrale Herausforderung für diesen Therapieansatz.“