Chinesische Impfstoffentwickler in Schwierigkeiten

Chinesische Pharma- und Biotech-Unternehmen sind weltweit die Ersten gewesen, die Coronavirus-Impfstoffe entwickelt haben. Nun ist ein Problem aufgetaucht: In China gibt es derzeit zu wenige SARS-CoV-2-Infektionen, um klinische Wirksamkeitsstudien durchführen zu können.

Betroffen sei das in Tianjin beheimatete Impfstoffunternehmen CanSino, wie der Pharma-Brancheninformationsdienst STAT am Dienstag mitteilte.

Entwicklungspläne gebremst

„Es gab einen guten Start: Die Kandidatvakzine Ad5-nCoV war der erste chinesische Impfstoff, der bereits im März mit Studien am Menschen aufschien“, schrieb der Online-Dienst. In einer Studie in der britischen Medizinfachzeitschrift „The Lancet“ wurden im Juli Daten über die Reaktion des Immunsystems auf den Impfstoff veröffentlicht.

Doch mittlerweile kam mit dem „beweglichen Ziel“ SARS-CoV-2 zu Schwierigkeiten, die sich im Rahmen der Pandemie und deren Verbreitung bei entsprechenden Gegenmaßnahmen durch Staaten aber auch schnell wieder ändern könnten. „Aufgrund der in China mittlerweile zurückgegangenen Covid-19-Erkrankungszahlen wurden die Entwicklungspläne gebremst. Das Pharmaunternehmen kämpft damit, andere Länder zu finden, welche seine Phase-III-Studien (groß angelegte Untersuchungen zur Bestimmung von Wirksamkeit und Sicherheit; Anm.) unterstützen würden.“

Gespräche mit anderen Ländern

Man blicke mittlerweile in andere Weltregionen. So sei das Unternehmen in Gespräch mit Russland, Brasilien, Chile und Saudi-Arabien. Die – chinesischen – Konkurrenten Sinopharm und Sinovac Biotech führen mit ihren Entwicklungsprodukten bereits Phase-III-Studien in Saudi-Arabien und Brasilien durch.

Nach 2002 gerieten die Arbeiten an SARS-Impfstoffen auch deshalb ins Stocken, weil die Erreger nach rund 8.000 Erkrankungen weltweit und einer Mortalität von rund zehn Prozent wieder völlig verschwunden waren. Eine ähnliche Situation gab es auch bei Ebola in Afrika.