Ein Carabinieri vor einem Leichenwagen
AFP – ELIANO IMPERATO
AFP – ELIANO IMPERATO
Gesellschaft

Netzwerkanalyse gegen die Mafia

Einer der Gründe, warum Organisationen wie die Mafia so gut funktionieren, ist ihre krakenartige Struktur. Netzwerkanalytiker haben nun gezeigt, wie man diese Struktur relativ leicht schwächen kann – anhand zweier real existierender Mafia-Clans.

Die Familie Mistretta und der Batanesi-Clan haben die italienischen Behörden in den frühen 2000er-Jahren auf Trab gehalten. 2007 wurde in Messina Anklage gegen sie gehalten, auf den Gerichtsunterlagen beruht nun eine Studie, die soeben im Fachmagazin „Plos One“ erschienen ist.

Ein Team um die Netzwerkanalytikerin Lucia Cavallaro von der britischen Universität Derby hat darin Telefonate und Treffen der beiden Clans analysiert. Die Forscherinnen fassten die Mafiafamilien dabei als soziale Netzwerke mit unterschiedlich einflussreichen Mitgliedern oder – netzwerktechnisch gesprochen – Knoten auf.

Netzwerk der Treffen und Telefonanrufe
Cavallaro et al, 2020

Sie wollten herausfinden, welcher Ansatz am besten ist, die zentralen Knoten zu identifizieren – und sie somit zu den idealen Zielen einer Polizeirazzia zu machen. Als beste Maßzahl entpuppte sich die sogenannte Zwischenzentralität: Sie gibt an, über welchen Akteur die meiste Kommunikation in einem Netzwerk läuft und über wen die meiste Information vermittelt wird.

Werden jene fünf Prozent Akteure mit dem höchsten Wert an Zwischenzentralität ausgeschaltet, könnten 70 Prozent der Kommunikation unterbunden werden, schreiben Cavallaro und ihre Kollegen in der Studie. „Unsere Arbeit hat großes Anwendungspotenzial, um kriminelle oder terroristische Netzwerke zu stören.“ Um weitere Forschung zu ermöglichen, haben die Wissenschaftlerinnen ihre Daten online zur Verfügung gestellt. Kollegen könnten damit etwa untersuchen, wie sich Netzwerke nach Störungen – etwa Verhaftungen einzelner Clanmitglieder – reorganisieren.