Autostau
APA/dpa/Sina Schuldt
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Luftqualität

Fast zurück zur „Normalität“

Der Lockdown hat für erheblich bessere Luft in Österreichs Städten und Straßen gesorgt. Nun ist das Verkehrsaufkommen fast wieder so stark wie zuvor – noch ist jedoch nicht alles wieder beim Alten. Eine langfristige Luftverbesserung ist aber nicht zu erwarten.

Je weniger Feinstaub und Stickstoffdioxide in der Luft sind desto besser. Denn das Reizgas sowie Feinstoffpartikel belasten die Atemwege. Wie die Daten des Umweltbundesamts zeigen, wird die Luft wieder zunehmend schlechter.

Stickstoffdioxde steigen

Während im März und April in den Landeshauptstädten 50 bis 70 Prozent weniger Stickoxide in der Luft waren als normalerweise zu dieser Zeit, zeigten die Messtationen im Juli nur noch minus 20 Prozent an. Das hat vor allem damit zu tun, dass wieder wesentlich mehr Autos, Lkws und Motorräder unterwegs sind, erklärt Günther Lichtblau, Leiter der Abteilung Klima am Umweltbundesamt. „Auf den Autobahnen, beim hochrangigen Netz, dort sehen wir, dass wir annähernd auf dem Niveau sind wie vor Corona. Wir sehen aber nach wie vor Streckenabschnitte, wo wir nach wie vor reduzierte Verkehrsmengen haben, so in der Größenordnung 10 bis 15 Prozent.“

Dass auf manchen Straßen noch weniger los ist, führt der Luftexperte unter anderem darauf zurück, dass viele Veranstaltungen und Festivals heuer nicht stattfinden, die das Verkehrsaufkommen normalerweise ebenfalls erhöhen. Dass in den Städten mehr Menschen mit den Fahrrädern unterwegs sind, könnte sich ebenfalls noch positiv auswirken. Allerdings, so Lichtblau, vermeiden auch mehr Menschen den öffentlichen Verkehr. „Das heißt, wir haben da auch gegenläufige Trends, die diesen verstärkten Trend zum Radverkehr wiederum überlagern.“

Feinstaub normal

Beim Feinstaub ist die Situation etwas komplexer, da hier auch äußere Einflüsse wie das Wetter eine Rolle spielen. So ist die Feinstaubbelastung bei Trockenheit höher, bei feuchtem Wetter werden die Partikel quasi aus der Atmosphäre gewaschen. „Bei langen Trockenperioden kommen auch oft Feinstaubeinträge aus dem Ausland dazu. In diesem trockenen Frühjahr wurde beispielsweise Feinstaub aus Wüstengegenden nach Österreich gebracht.“ Aktuell sei die Feinstaubbelastung normal.

Dass der Coronaeffekt anhält und die Luftqualität in Summe langfristig besser bleibt, davon ist laut Lichtblau nicht auszugehen. „Dafür braucht es dezidierte Maßnahmen zur Luftreinhaltung und dezidierte Maßnahmen für den Klimaschutz.“

Dazu zählen etwa mehr Radwege und ein flächendeckendes öffentliches Verkehrsnetz. „Es werden derzeit in Österreich und auch in Europa große Konjunkturpakete geschnürt, da wird viel Geld investiert im Bereich Krisenbewältigung, und dieses Geld, die Maßnahmen, die damit finanziert werden, da wäre es ganz wichtig, die mit Klimaschutz und Luftreinhaltung zu verknüpfen.“

Abgasnorm zeigt Wirkung

Ein Beispiel dafür, dass langfristig gedachte Maßnahmen wirken, ist die Abgasnorm. Sie begrenzt, wie viel Luftschadstoffe Kraftfahrzeuge ausstoßen dürfen. Seit September gibt es neue Grenzwerte. „Diese neue Abgasnorm führt dazu, dass die Dieselfahrzeuge erstmals auch bei den Stickoxiden viel sauberer werden.“

Dass die Luftqualität in den Städten nach wie vor noch nicht wieder auf dem Normalstand ist, führt Lichtblau auch darauf zurück, dass immer mehr moderne Autos auf den Straßen unterwegs sind, die weniger Schadstoffe ausstoßen. „Hier werden wir einen zunehmenden Effekt sehen, dass neue Technologien zu einer Entlastung von Stickoxiden führen.“