Bei Vorsichtsmaßnahmen Krebstherapie gut möglich

Krebspatienten können bei entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen auch während der Covid-19-Pandemie onkologisch weiterbehandelt werden. Sie haben ähnlich häufig wie die übrige Bevölkerung positive Coronavirus-Tests, aber seltener als Spitalspatienten mit anderen Erkrankungen.

Das hat ein Team um Anna Berghoff (Universitätsklinik für Innere Medizin I/Klinische Abteilung für Onkologie) in einer Studie herausgefunden, die jetzt publiziert worden ist. Die Forscherinnen und Forscher haben zwischen 21. März und 4. Mai dieses Jahres knapp 1.700 SARS-CoV-2-Tests bei 1.016 Krebspatienten und -patientinnen durchgeführt, die Ergebnisse dann mit den vorliegenden österreichweiten SARS-CoV-2-Untersuchungen (Kontrollkohorte 1) und mit den SARS-CoV-2-Befunden von Patienten des Wiener AKH mit anderen Erkrankungen verglichen.

Gleiche Infektionsrate wie im Bevölkerungsschnitt

26,6 Prozent der Krebspatienten erhielten eine onkologische Therapie zur Vorbereitung auf eine andere potenziell heilende Behandlung ihrer bösartigen Erkrankung oder zur Unterstützung zum Beispiel nach einem chirurgischen Eingriff. 55,1 Prozent bekamen eine onkologische Therapie, um das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern.

Die SARS-CoV-2-Infektionsrate war gering. „Bei vier von 1.016 Patienten oder 0,4 Prozent wurde SARS-CoV-2 entdeckt. Alle vier SARS-CoV-2-positiven Patienten hatten keine Symptome oder hatten sich von einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung erholt“, stellen Anna Berghoff und die Co-Autoren, unter ihnen Matthias Preusser, Leiter der Abteilung, fest.

Insgesamt zeigten die Krebspatienten fast exakt die gleiche SARS-CoV-2-Infektionsrate wie die sonstige Bevölkerung in Österreich. Allerdings, im Vergleich der Krebskranken mit anderen AKH-Patienten zeigte sich, dass letztere ein um den Faktor 18 höheres Risiko für einen SARS-CoV-2-positiven Test hatten.

“Routinemäßig testen“

„Unsere Daten zeigen eine geringe Rate nachweisbarer SARS-CoV-2-Infektionen bei Krebspatienten. Diese Infektionsrate war mit jener der österreichischen Allgemeinbevölkerung vergleichbar und niedriger als die von Nicht-Krebspatienten, die sich in unserem Krankenhaus vorstellten“, erklärte Anna Berghoff.

Preusser fügte hinzu: „Unsere Daten zeigen jedenfalls, dass man auch in Zeiten von Covid-19 unter den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen im Spital und auch mit den Vorsichtsmaßnahmen in der Gesellschaft durchaus eine aktive Krebstherapie durchführen kann. Man sollte aber Krebspatienten routinemäßig testen, um asymptomatische Virusträger zu entdecken und dadurch Ausbrüche im Spital zu verhindern.“

In den vergangenen Monaten ist mehrfach kritisiert worden, dass Spitäler ihre Aktivitäten wegen SARS-CoV-2 soweit herunterfuhren, dass eine Versorgung von anderen Patienten dadurch gefährdet wurde. Dies galt auch für Krebspatienten, bei denen man durch häufig immunsupprimierende medikamentöse Therapien ein zusätzliches Risiko befürchtete. Die Kritik lautete auch darauf, dass es zu „Kollateralschäden“ durch den teilweisen Lockdown in der Medizin kommen könnte.