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Forum Alpbach
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Heuer vorwiegend online

Das seit 1945 bestehende Europäische Forum Alpbach geht heuer Coronavirus-bedingt neue Wege und findet vorwiegend online statt. Eröffnet wird die Konferenz diesen Sonntag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der dafür auch anreisen wird.

Im Gegesatz dazu stehen andere hochrangige Gäste wie UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, der per Zuschaltung an dem auf zwölf Tage verkürzten Forum teilnimmt. Nachdem die Seminarwoche in diesem Jahr aufgrund der Pandemie gestrichen wurde, bildet der Tiroltag am Sonntag den Auftakt der Veranstaltungen. Dabei werden die Landeshauptleute der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino – Günther Platter, Arno Kompatscher und Maurizio Fugatti – über eine mögliche Weiterentwicklung der Euregio diskutieren. Am späten Sonntagnachmittag wird die Konferenz dann mit Reden des Bundespräsidenten und des Forumspräsidenten Franz Fischler offiziell eröffnet.

UNO-Generalsekretär Guterres über Multilateralismus

Wie anders das Forum heuer ablaufen wird, zeigt sich schon am Eröffnungstag, wie Fischler im Vorfeld im Gespräch mit der APA ausführte. „Es wird weder einen Aufmarsch der Schützen noch der Musik geben, und es wird auch am Dorfplatz keinerlei Veranstaltung geben.“ Nach einer Messe um 9.00 Uhr finde alles Weitere im Kongresszentrum statt.

Ab Montag (24.8.) ist der Fokus an den ersten Tagen der Konferenz vor allem auf Gesundheitsthemen gerichtet, die heuer naturgemäß ganz im Zeichen der Coronavirus-Krise stehen. Am Dienstagnachmittag (25.8.) wird UNO-Generalsekretär Guterres per Live-Zuschaltung über die Zukunft des Multilateralismus und der Vereinten Nationen sprechen.

Weitere Highlights des bis 3. September dauernden Forums dürften beispielsweise ein Vortrag des US-Politikwissenschaftlers Joseph Nye über „eine Welt nach der liberalen internationalen Ordnung“ (28.8.) sowie eine virtuelle Debatte zwischen Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und dem argentinischen Wirtschaftsminister Martin Guzman zum Thema Staatsschulden (3.9.) werden.

Prominenz aus der Ferne

Unter den internationalen Gästen, die vorhaben, nach Alpbach zu reisen, finden sich unter anderen die spanische Außenministerin Arancha Gonzalez Laya, ihr luxemburgischer Amtskollege Jean Asselborn, die ungarische Justizministerin Judit Varga sowie Valdis Dombrovskis, der Vizepräsident der EU-Kommission.

Aus der Ferne teilnehmen werden neben Guterres, Guzman, Stiglitz und Nye etwa die estnische Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid, der frühere UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, die ehemalige EU-Kommissarin Margot Wallström und der Sozialunternehmer und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus.

Die österreichische Bundesregierung wird auch heuer wieder breit vertreten sein – mit Bundeskanzler Sebastian Kurz, den Ministerinnen Karoline Edtstadler, Elisabeth Köstinger, Margarete Schramböck (alle ÖVP), Leonore Gewessler und Alma Zadic (beide Grüne) sowie den Ministern Alexander Schallenberg und Heinz Fassmann (beide ÖVP), wobei manche von ihnen online zugeschaltet sein werden.

Nur 70 Personen im Saal

„Das heurige Forum ist gewissermaßen eine Neuerfindung. Denn es ist eigentlich nur mehr ganz wenig vergleichbar mit den Formaten, die man bisher von Alpbach gewohnt war“, sagte Fischler zu den Neuerungen. Coronavirus-bedingt habe man das Programm völlig anders gestalten müssen. Es werde nun „eine große Zahl an hybriden Veranstaltungen“ mit teilweiser Präsenz in Alpbach und Zuschaltung von Referenten geben, die von Alpbach aus gesendet würden, aber etwa auch rein digitale Veranstaltungen, die nicht alle von Alpbach ausgingen, sondern in Zusammenarbeit mit Alumni-Vereinen an anderen Orten wie Brüssel, London oder „die am weitesten entfernte“ in Indien stattfänden.

Die Teilnahme in Alpbach selbst sei wegen der Pandemie heuer sehr beschränkt. „Im Saal anwesend können maximal 70 Personen sein, und das sind dann daher in erster Linie Partner des Forums, Journalisten und besondere Gäste. Alle anderen können sich digital zuschalten.“

Man könne heuer „zwölf Tage lang teilnehmen um einen Preis von 90 Euro“, wobei man sich das technische System „nicht wie eine Zoom-Konferenz vorstellen“ dürfe, „sondern das kann viel, viel mehr“, sagte Fischler. „Zu diesem Zweck bauen wir auch den großen Saal im Kongresszentrum um – optisch wird das wirken wie ein Fernsehstudio für eine Publikumssendung. Aber es wird dann auch die Möglichkeit bestehen, dass sich auch die reinen Online-Teilnehmer direkt in die Veranstaltung einklinken können.“ Die Technik sei zudem so ausgelegt, „dass es kein Problem ist, tausende Teilnehmer auf der ganzen Welt zu haben“.

Digitalisierung bleibt

Das diesjährige Forum soll auch „Startpunkt für die Zukunft“ sein: Denn auch künftig soll es hybride Veranstaltungen geben, wie Fischler erläuterte. „Wir werden natürlich, wenn die Coronavirus-Probleme vorbei sind, die Präsenz wieder hochfahren, dass also so wie gewohnt einige hundert Leute in Alpbach sein können, aber wir werden alle wesentlichen Veranstaltungen in Zukunft immer auch im Internet miterlebbar machen. Und auf diese Weise haben wir natürlich einen viel größeren Multiplikationseffekt.“

Das Forum könne so auch in Weltgegenden wie Afrika und Südostasien, wo das Interesse daran zunehme, leichter zugänglich gemacht werden. Schon heuer zeige sich zudem, dass es „natürlich für den Herrn Guterres oder den Herrn Stiglitz und auch andere viel einfacher ist, sich im Internet einzuklinken und bei einer Veranstaltung dabei zu sein, als wenn diese Leute extra nach Alpbach fahren müssten“.