Festival-Besucher 2019 in der Traisen
APA/HERBERT P. OCZERET
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Gewässer

Festival hinterlässt Spuren

Wenn das dreitägige FM4 Frequency Festival in Sankt Pölten alljährlich täglich mehr als 50.000 Besucher anlockt, beeinträchtigt das auch die durch das Gelände fließende Traisen. Bier, Urin, Sonnencreme und Co. bringen den natürlichen Kohlenstoffkreislauf durcheinander.

Forscherinnen und Forscher der Universität Wien und des WasserCluster Lunz haben für eine Studie die Auswirkungen des Festivals für das Flussökosystem der Traisen untersucht. Im Mittelpunkt ihres Interesses stand dabei die Vielzahl an organischen Verbindungen aus Getränken, Pflegeprodukten und Abfällen, die während des Festivals von den Besuchern in die Traisen eingetragen werden.

Festival-Besucher 2019 in der Traisen
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Abkühlung in der Traisen

Üblicherweise gelangen zahlreiche organische Moleküle aus Wäldern, Wiesen und Feldern aus dem Einzugsgebiet in einen Fluss. Der so eingebrachte gelöste organische Kohlenstoff wird durch im Fluss lebende Mikroorganismen nach und nach abgebaut – die Wissenschaftler nennen das „veratmen“. Dabei entsteht Energie für die Mikroben, aber auch überschüssiges Kohlendioxid, das an die Atmosphäre abgegeben wird. Dieser Kohlenstoffkreislauf wird durch die Tausenden Frequency-Besucher verändert.

Schwer abbaubare Stoffe

Die Forscher dokumentierten den menschlichen Eintrag von gelöstem Kohlenstoff in die Traisen mittels Fluoreszenzspektroskopie. In dem Substanzen-Cocktail fand sich dabei auch eine unbekannte Komponente, die sich als häufig in Sonnencremen verwendeter UV-B Filter namens Phenylbenzimidazolsulfonsäure (PBSA) entpuppte.

Das Team testete in einem weiteren Schritt im Labor auch die Bioverfügbarkeit der verschiedenen anthropogenen organischen Kohlenstoffquellen für die Mikroorganismen im Fluss. Dabei zeigte sich, dass das PBSA aus Sonnencremen auch nach Wochen kaum abgebaut war. Solche schwer abbaubaren Verbindungen werden offensichtlich weitertransportiert und landen schließlich im Meer. Dagegen wurden andere eingetragene Stoffe sehr schnell veratmet: Bier und Urin waren bereits innerhalb weniger Stunden fast vollständig abgebaut, wodurch sich der CO2-Ausstoß vor Ort erhöhte.