Sehr junger Schüler mit Tablett
AFP/OLI SCARFF
AFP/OLI SCARFF
Digitalisierung

Digitale Unterrichtsrevolution gesucht

Schulen sollen den digitalen Wandel selbst mitgestalten. Entsprechende Projekte fördert die Innovationsstiftung Bildung mit insgesamt 1,4 Millionen Euro: Es sollen Lehren aus dem vergangenen Sommersemester gezogen, neue Lehr- und Lernmethoden entwickelt und ausprobiert werden.

Ein digitales Mitteilungsheft für Eltern, das die Kommunikation mit den Lehrerinnen und Lehrern erleichtert oder eine App, die mehr erzählt, als im Schulbuch steht, wenn man die Handykamera über die Schulbuchseite bewegt. Das sind nur zwei Beispiele, wie digitale Hilfsmittel in der Schule eingesetzt werden können, erklärt Jakob Calice, Vorstand der Innovationsstiftung für Bildung: „Mit der Digitalisierung bahnt sich insgesamt eine gesellschaftliche Revolution an. Das wird auch nicht vor der Schule haltmachen. Wir laufen also auch in eine Bildungsrevolution hinein. Das passiert vielleicht nicht morgen, aber zumindest mittelfristig und darauf müssen wir uns entsprechend vorbereiten.“

Innovationslabore für 1 Million Euro

Hier sind allen voran die Schulen selbst gefragt. Um auszuprobieren, welche digitalen Hilfsmittel den Unterricht und das Lernen tatsächlich erleichtern, will die Innovationsstiftung für Bildung nun mit einer Million Euro sogenannte Innovationslabore an bis zu vier Schulen einrichten. „Wir wissen, Innovation entsteht dann, wenn man Raum und Zeit zum Denken und Ausprobieren hat und genau darum geht es bei den Innovationslaboren.“

Bis zu vier Jahre lang sollen Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler gemeinsam neue digitale Lern- und Lehrmethoden ausprobieren. Das Schulprojekt wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen begleitet und anschließend evaluiert. Auch Unternehmen oder Non-Profit-Organisationen aus dem Bildungsbereich können sich mit Schulen zusammenschließen, heißt es. Bis Februar 2021 können sich interessierte Schulen und Organisationen mit Ideen bewerben.

Ausschreibung: „Schule lernt aus Krisenzeiten“

Abgesehen davon werden 200 Schulen schon jetzt im Herbst mit bis zu 2.000 Euro unterstützt, um aus den Krisenzeiten zu lernen, erklärt Jakob Calice. „Man könnte sich z.B. einen Coach oder Moderatoren an die Schule holen, die Workshops mit den Lehrkräften oder auch Eltern durchführen, wo es etwa darum geht, wie organisieren wir Distance Learning jetzt wirklich in der Praxis.“

Schülerin mit Tablett, Büchern und anderen Unterrichtsmaterialien
AFP/YANN SCHREIBER

So wurden beispielsweise an manchen Schulen auf zu vielen verschiedenen Plattformen mit Schülern und Eltern kommuniziert, was den Fernunterricht erschwerte. Manche Schülerinnen und Schüler wiederum konnten kaum über digitale Medien erreicht werden oder hatten keine eigenen Geräte oder Internet verfügbar.

In einem weiteren Projekt will man eine Art Übersichtsplattform schaffen, die zeigt, welche Lernapps zum Beispiel gut sind und welche eher ungeeignet. Auch hier sollen Schulen selbst aktiv werden. „Es ist eine Art Qualitätssicherungsprozess, wo Lehrpersonen vorhandene Tools in der Praxis ausprobieren und dann bewerten, ob sie funktionieren oder nicht und wofür man sie idealerweise einsetzen kann.“ Unterstützt wird die Stiftung dabei vom Bildungsministerium.

#weiterlernen fortgesetzt

Abgesehen davon wird auch die im April eingerichtete Plattform weiterlernen.at fortgesetzt. Hier können sich Schüler kostenlos bei sogenannten „Buddys“ Rat holen und haben Zugang zu gespendeten Laptops und anderen Geräten. „Bisher haben wir über 500 Geräte neu aufgesetzt und verteilt und es gibt auch schon Gespräche mit weiteren Unternehmen und Spendern, die einen Altbestand haben.“ Auch das Online-Buddy-Programm wurde gut angenommen, schildert Calice.

Bisher konnten gut 200 Schülerinnen und Schüler vermittelt werden, für weitere 100 wird gerade der richtige Partner oder Partnerin gesucht. „Das können ältere Schüler sein, pensionierte Lehrer oder Studierende“, so Calice. Ob über Schulisches oder andere Herausforderungen gesprochen wird, stehe dabei offen. „Hier ist auch der Aufruf, dass sich Schüler und Schülerinnen dafür anmelden. Denn das Programm soll ja über die Coronakrise hinaus bestehen.“