Überkochender Tontopf auf Feuerstelle
AFP/LAKRUWAN WANNIARACHCHI
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Experiment

Was uralte Kochtöpfe verraten

Der Blick in urzeitliche Kochtöpfe verrät einiges über das Leben unserer Vorfahren. Um die Interpretation von Rückständen zu erleichtern, haben Forscher ein ungewöhnliches Experiment durchgeführt: Ein Jahr lang wurden einfache Speisen aus Weizen und Mais in unbehandelten Tongefäßen zubereitet.

Lang bevor der Mensch sesshaft wurde, hat er zu kochen begonnen. Schon sehr früh nutzte er dafür auch Töpfe, wie Brandspuren auf Keramikfunden zeigen. Die ältesten bisher gefundenen Scherben sind etwa 20.000 Jahre alt. Das Kochen bereicherte den Speiseplan enorm, denn vieles wurde erst so genießbar oder leichter verdaulich. Die Kulturtechnik gilt daher als Meilenstein in der Evolution. Was und wie unserer Vorfahren gekocht haben, versucht man seit einigen Jahrzehnten ebenfalls herauszufinden, anhand von organischen Überresten in antiken Gefäßen. Chemische Analysen von Brandspuren und andere Rückstände zeigen beispielsweise, welche Pflanzen aus der Umgebung verwendet bzw. welche Tiere gejagt wurden.

Wie die Autoreninnen und Autoren um Melanie J. Miller von der neuseeländischen University of Otago in ihrer soeben in den „Scientific Reports“ erschienenen Studie schreiben, kann man auf diese Weise eine Menge über den Speisezettel und das Leben der damaligen Menschen erfahren. Rund um die chemische Analyse von Kochrückständen gebe es allerdings noch einige Unklarheiten, wie z.B.: Handelt es sich nur um die Spuren des zuletzt gekochten Gerichts oder hat sich der lebenslange Gebrauch in das Geschirr eingebrannt? Verändern sich die Rückstände durch die mehrmalige Verwendung? u.v.m.

Kochen für die Wissenschaft

Um diese Fragen zu klären und die Interpretation zukünftiger Analysen zu verbessern, haben sich Miller und ihr Team daher entschlossen, ein aufwändiges Kochexperiment durchzuführen. Ein Jahr lang wurde einmal wöchentlich in unglasierten Tongefäßen gekocht. In den meisten Töpfen wurden immer dieselben einfachen Speisen zubereitet, nur in den letzten Wochen ein bis vier Mal ein anderes Gericht.

Die Hauptzutaten waren Mais und Weizen – beide zählen seit Tausenden Jahren zu den Grundnahrungsmitteln. Weizen wurde als Mehl verwendet; Mais als Korn, Grieß oder Mehl. Gekocht wurden die Getreide mit Wasser. Manchmal wurde außerdem Wildfleisch hinzugefügt. Die Rückstände in den Töpfen wurden regelmäßig analysiert, mithilfe einer Isotopenanalyse – diese ermöglicht Rückschlüsse auf die verwendeten Zutaten.

Tontöpfe für Kochexperiment
Jillian Swift
Im Experiment verwendete Töpfe

Welche Speiserückstände nachweisbar waren, hing laut den Forschern von der Art der Ablagerung ab: Oberflächliche, gut sichtbare Brandspuren verrieten vor allem, welche Speisen zuletzt im Topf gekocht wurden. Die tieferliegende Kohlespuren, die das Geschirr dauerhaft verfärbt hatten, lieferten ebenfalls vor allem Hinweise auf das letzte Gericht, enthielten aber auch Spuren der früheren Speisen. Das zeige, wie sich die Patina eines Gefäßes mit jedem Kochvorgang verändert. Am stabilsten waren Fettreste, die von der Keramik aufgesaugt wurden – sie verraten auch, was vor vielen Wochen zubereitet wurde bzw. spiegeln sie generell die ganze „Lebenszeit“ des Topfes.

In Zukunft soll mit mehreren Zutaten und anderen Zubereitungsmethoden weiter experimentiert werden, so die Forscherinnen und Forscher: Je besser man die chemischen Spuren der Verwendung versteht, umso mehr lasse sich über die antiken kulinarischen Gewohnheiten herausfinden.