Mensch und Maschine im Tandem

Ein Teamlösung könnte laut einer Informatikerin Diskussionen um Fluch und Segen von Künstlicher Intelligenz beenden: ein Mensch-Maschine-Tandem, das sich nicht blind auf KI-Lösungen verlässt.

Eine tatsächliche „generelle“ KI, die sich selbstständig und proaktiv auf Themenfelder stürzt und der menschlichen Fähigkeit, sich an Situationen anzupassen, nahekommt, sei noch länger nicht in Sicht, hieß es bei einer Diskussion im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche zum Thema „Leben mit KI“. Gabriele Kotsis von der Uni Linz (JKU), die seit kurzem der wichtigsten internationalen wissenschaftlichen Vereinigung auf dem Gebiet der Informatik – der ACM (Association for Computing Machinery) – als Präsidentin vorsteht, plädierte daher dafür, mehr Augenmerk darauf zu richten, wo jeweils die Stärken von Mensch und Maschine liegen.

Technologiegespräche Alpbach

Von 27. bis 29. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Das Thema heuer lautet „Fundamentals“. Davor erscheinen in science.ORF.at Interviews mit Vortragenden.

So lasse sich etwa die menschliche Neugierde bisher keineswegs in KI-Systemen entdecken. Diese können aber aufgrund ihrer ungeheuren Fähigkeiten zu Datenverarbeitung eng umschriebene Aufgaben erstaunlich gut lösen, was sie etwa in den vergangenen Jahren eindrucksvoll als Schach oder Go-Spieler auf eigentlich übermenschlichem Niveau unter Beweis gestellt haben. Allerdings: Würde das Go-Spielbrett auch nur marginal verändert, indem etwa zusätzliche Felder dazugekommen, hätte sich das System nicht daran anpassen können, so die Designerin und Unternehmerin Anab Jain, die sich u.a. an der Universität für angewandte Kunst Wien mit dem Thema KI auseinandersetzt. „Maschinen fehlt das Verständnis“, konstatierte auch Kotsis.

Sinnvolle Ergänzung

Die Informatikerin glaubt daher an die Idee von sich sinnvoll ergänzenden Mensch-Maschine-Teams, die einander etwa im Arbeitsalltag gegenseitig unterstützen und voneinander lernen. Im Forschungsbereich des „Human Machine Teaming“ arbeite man etwa an Ansätzen, die in Richtung einer Art „digitaler Schwester“ gehen, so Kotsis. Dieser Assistent, der uns kennt und unterstützt, könnte dann etwa bei Filtern der ständig auf uns einprasselnden Information helfen. Das dürfe aber schlussendlich nicht in einen „Tunnelblick“ und ein blindes Verlassen auf die KI-Segnungen münden. Denn bei solchen Systemen bekomme man mitunter zwar überraschende Antworten, aber keine Erklärungen dazu, so die Wissenschaftlerin.

Für den Rektor der Angewandten, Gerald Bast, führt mittlerweile kein Weg mehr vorbei an KI: „Wir müssen sie nutzen, sie als Menschen aber auch beherrschen.“ Um das zu erreichen, brauche das Bildungssystem aber eine Neuausrichtung, sonst könnten KI-Anwendungen statt in eine Utopie in eine Dystopie führen. „Wir sollten entscheiden, wie wir diese Werkzeuge nutzen“, so Bast, der dies auch als ethische und soziale Frage verstanden wissen will. Gerade im Zusammenspiel zwischen Kunst und Wissenschaft sieht der Angewandte-Rektor ein probates Vehikel, um kritisches Denken in dem Zusammenhang zu fördern.