Stahlrollen, Stahlindustrie
AFP/JOHN MACDOUGALL
AFP/JOHN MACDOUGALL

Für künftige Generationen „sparen“

Bis 2050 will die EU klimaneutral sein, so steht es im Green Deal. Grundsätzlich betrifft das alle Lebensbereiche, in energieintensiven Industriezweigen wie der Stahlindustrie ist die Herausforderung aber besonders groß.

Um Stahl zu produzieren, werden in Hochöfen zuerst Eisenerz und Koks zu Roheisen und anschließend zu Stahl weiterverarbeitet. Dabei entstehen für die Produktion von einer Tonne Stahl 1718 Kilogramm CO2. In der EU verursacht die Stahlproduktion allein fünf Prozent der Treibhausgase. Die europäische Stahlindustrie gehört nach China zu den Spitzenproduzenten weltweit.

Technologiegespräche Alpbach

Von 27. bis 29. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Das Thema heuer lautet „Fundamentals“.

Während man weiterhin die Stahlproduktion konkurrenzfähig halten will, soll das Verfahren in den nächsten Jahrzehnten klimaneutral werden. Unterstützt werden soll die Industrie dabei durch den sogenannten „Green Deal“, erklärt die Klimaforscherin Daniela Jacob vom Climate Service Center Germany. „Der Green Deal will eben die Anpassung an den Klimawandel und das Durchführen des Klimaschutzes als eine Chance vermitteln und dafür Wege und Hilfen bereitstellen, um Europa besser aufzustellen.“

Wasserstoff noch zu teuer

So soll unter anderem in die Erforschung neuer Technologien investiert werden. Um das Ziel einer klimaneutralen Stahlerzeugung zu verwirklichen, will man beispielsweise auf Wasserstoff statt auf Kohle setzen, um die „Hochöfen“ zu betreiben. Hierfür braucht es aber weitere Forschung, denn noch ist die Wasserstoff-Technologie sehr teuer. Prognosen zufolge wäre Wasserstoff in der Stahlproduktion sogar rund fünfmal teurer als Kohle.

Zur Person

Daniela Jacob ist Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS), einer selbstständigen wissenschaftlichen Organisationseinheit des Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Jacob spricht am 28. August im Arbeitskreis „Europe as a Production Location in Times of Climate Change“.

Auch wenn die Hürde groß ist, nichts zu tun, wäre keine Alternative, so Jacob: „Wenn wir die CO2-Emissionen so belassen, werden die Wetterextreme häufiger und stärker. Damit werden aber auch die Schäden immer größer. Fällt zum Beispiel ein Hochofen aus, weil der Rhein zu wenig Wasser führt und die Kohle nicht hin transportiert werden kann, bedeutet das einen riesengroßen Verlust.“ Sich an alle Veränderungen anzupassen, hält die Forscherin für unmöglich.

Um Klimaschutz zu betreiben, brauche es ein Umdenken. Wie Eltern für Kinder sparen, damit diese einmal studieren gehen können, so Jacob, müssen auch gegenwärtige Generationen zurückstecken, um künftige Generationen ein gutes Leben zu ermöglichen, erläutert die Klimaforscherin.