Kommunikationswissenschaft

Manipulierte Politikerbilder können Wahlverhalten beeinflussen

Öffentliche Images schaffen und kontrollieren ist für Politiker und Politikerinnen heute sehr wichtig. Manche greifen dabei sogar zur Manipulation von Bildern, und das könnte sich laut einer neuen Studie auszahlen: Denn passen die Bilder zur eigenen politischen Überzeugung, sind Menschen eher bereit, diese Politiker zu wählen.

Groß war die Erregung in Social-Media-Kanälen, als 2018 ein nach der Veröffentlichung auf Facebook retuschiertes Bild von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vorarlbergs Landehauptmann Markus Wallner (beide ÖVP) auftauchte. Neben den beiden in einem Dornbirner Gasthaus zusammensitzenden Politikern prangte nämlich ein Bild einer Asiatin mit einer langen Zigarre im Mund an der Wand. Da diese allerdings mit einem Joint verwechselt werden konnte – so die spätere Befürchtung – wurde das Bild im Bild kurzerhand ersetzt: Statt der rauchenden Frau war dann eine unauffällige Landschaftsaufnahme zu sehen.

Das manipulierte Foto von Wallner und Kurz
Facebook, M. Wallner

In der Regel werden derartige Bearbeitungen vor der Veröffentlichung vorgenommen, was das Erkennen von nachbearbeiteten sogenannten „Subtle backdrop cues“ (SBC; auf Deutsch in etwa „subtile Hintergrundreize“) im Regelfall nahezu unmöglich macht. Es ist aber davon auszugehen, dass es sich um eine weitverbreitete Praxis handelt.

Frage mit fiktivem Twitter-Profils untersucht

Viorela Dan vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität München und Florian Arendt vom Institut für Publizistik der Universität Wien haben diesen Fall aus Österreich und ähnlichen aus Bayern und dem US-Wahlkampf zum Anlass für eine Studie mit 361 Teilnehmerinnen und Teilnehmern genommen. Die Frage dahinter war, ob es mit solchen SBCs tatsächlich gelingt, in der politischen Kommunikation den Blick auf eine ideologische Botschaft zu lenken. Ein bisher noch wenig untersuchtes Gebiet, wie die Wissenschaftler in ihrer Arbeit im Fachmagazin „The International Journal of Press/Politics“ schreiben.

Zu diesem Zweck bauten sie ein Twitter-Profil des fiktiven deutschen Politikers Peter Behrens auf, der sich gerade im Wahlkampf befindet. Bei jeweils gleichem Tweet-Text veränderten die Forscher Teile des Hintergrundes der verwendeten Bilder. Die Symbolik veränderte sich dadurch immer leicht in Richtung konservativ oder liberal. So war auf einem Bild von einem Sommerfest in einer deutschen Kleinstadt einmal eine Europa- und einmal eine Deutschlandflagge zu sehen. Bei einem Bild aus Behrens’ Büro war auf einem Foto im Hintergrund entweder seine Frau bei der Arbeit oder am Herd zu sehen.

Bilder stehen für politische Ausrichtung

Der Großteil der Versuchsteilnehmer und -teilnehmerinnen setzte sich im Rahmen des Experiments jeweils mit einem fingierten Twitter-Profil auseinander. Diese unterschieden sich nur durch die bearbeiteten Bildhintergründe, die sich in eine politische Richtung neigten, die Texte blieben jeweils gleich. Danach wurden sie darüber befragt, welchem politischen Lager der erfundene Politiker eher angehört, wie stark sie sich damit identifizieren können und ob sie sich vorstellen könnten, Behrens zu wählen.

In der Analyse stellte sich heraus, dass die SBCs tatsächlich dabei halfen, die ideologische Ausrichtung des Politikers zu erkennen. Deckte sich die politische Einstellung der Studienteilnehmer mit jener, auf die Behrens Online-Auftritt hinwies, waren die Versuchspersonen auch eher gewillt dem Politiker ihre Stimme zu geben.

Es handle sich hier um die ersten Belege dafür, dass solche bildhaften Hinweise tatsächlich eine messbare Wirkung entfalten können, so Arendt und Dan. Unter Umständen könne es sich also für Politstrategen auszahlen, sich dieser ethisch eher fragwürdigen Methode zu bedienen.