Eine Frau hält Blue Jeans
AFP – ASIF HASSAN
AFP – ASIF HASSAN
Umwelt

Blue Jeans verschmutzen Land und Wasser

Kleidungsstücke aus Kunstfasern sondern in der Waschmaschinen Fasern ab, die schließlich in Flüssen, Seen und Meeren landen. Kanadische Forscherinnen haben sich jetzt angesehen, wie das bei Jeans ist: Sie haben die gefärbten Baumwollfasern selbst in der menschenleeren Arktis gefunden – und im Magen von Fischen.

Die Umweltchemikerin Samantha Athey von der Universität Toronto stieß durch Zufall auf die Jeansfasern im Abwasser. Sie wollte eigentlich die Verschmutzung mit Plastikpartikeln untersuchen. Dabei entdeckte sie in ihren Proben jede Menge blaue Baumwollfasern, die sie zunächst nicht zuordnen konnte.

Es stellte sich heraus, dass es sich um Partikel von Blue Jeans handelte, die etwa ein Fünftel aller Fasern ausmachen, die in Kanadas Gewässern zu finden sind, wie sie und ihre Kolleginnen gerade in einer Studie der American Chemical Society veröffentlicht haben.

Blaue Fasern selbst in der Arktis

Obwohl es sich beim Baumwollstoff Denim eigentlich um ein robustes Gewebe handelt, verlieren Jeans viele Fasern im Lauf eines Waschgangs. Athey und ihre Kollegin Miriam Diamond fanden Jeans-Fasern in allen Proben: im Abwasser, in allen Seen rund um Toronto, im Magendarmtrakt eines heimischen Fisches und bei 14 Messstellen im arktischen Meer.

Ö1-Sendungshinweis:

Diesem Thema widmen sich am 2.9. auch Wissen Aktuell, 13.55 Uhr, und das Abendjournal, 18 Uhr.

Nach diesem Fund wollten die Umweltchemikerinnen den Faserverlust der Jeans beim Waschen beziffern. Sie wuschen gebrauchte Jeans im Labor und analysierten das Abwasser. „Dieses kontrollierte Experiment zeigte uns, dass pro Waschgang mehr als 50.000 Mikrofasern ausgewaschen werden pro Jeans“, so Athey gegenüber science.ORF.at.

Zehn Millionen Mikrofasern pro Haushalt

Hochgerechnet auf deinen kanadischen Durchschnittshaushalt, der 220 Mal pro Jahr die Waschmaschine befüllt, sind das zehn Millionen solcher Mikrofasern, die im Abwasser und in Folge in der Umwelt landen. Und diese Mikrofasern bestehen nicht nur aus der Naturfaser Baumwolle, betont Athey. „Es handelt sich um Baumwolle gemischt mit chemischen Zusatzstoffen“, so Athey.

Noch können die Forscherinnen die Umweltwirkung der Mikrofasern nicht bestimmen, aber sie geben zu bedenken, dass Jeans mit künstlicher Indigofarbe gefärbt und mit anderen Chemikalien behandelt werden, die die Hosen beständiger machen sollen bzw. noch vor dem Verkauf imprägnieren sollen. Wie sich das auf das Ökosystem, vorrangig auf Wasserlebewesen auswirkt, wollen die Forscherinnen in ihrer nächsten Studie untersuchen.

Weniger Waschen, mehr Sorgfalt

„Wir wollen mit dieser Studie darauf aufmerksam machen, dass man diese Art der Umweltverschmutzung überall findet, selbst in der menschenleeren Arktis“, so Miriam Diamond. Das sei ein weiterer Beleg für den umfassenden Eingriff des Menschen in alle Ökosysteme, meint die Umweltchemikerin.

Diamond leitet eine Empfehlung für Konsumentinnen und Konsumenten aus der Studie ab: Jeans sollten länger am Stück getragen werden, man sollte sorgfältiger damit umgehen und sie sollten entsprechend seltener in der Waschmaschine landen. Das gelte für alle Kleidungsstücke, vor allem aber für jene aus Kunstfasern.