Eine Frau mit Maske und einer Hacke
AFP – JOSEPH EID
AFP – JOSEPH EID
Psychologie

Gutes tun tut allen gut

Anderen helfen, hilft nicht nur den anderen, sondern tut einem auch selbst gut. Diesen Eindruck, den viele kennen, haben Forscherinnen und Forscher nun in einer großen Studie empirisch untersucht – und bestätigt. Altruismus, Gesundheit und Wohlbefinden hängen demnach zusammen.

Der Zusammenhang sei zwar nicht sehr groß, aber statistisch signifikant, berichtet ein Team um den Psychologen Bryant Hui von der Universität Hongkong. Österreich müsste demzufolge ein sehr glückliches Land sein: Laut jüngsten Untersuchungen engagiert sich fast die Hälfte aller Österreicherinnen und Österreicher ehrenamtlich – von der Freiwilligen Feuerwehr bis zur Altenbetreuung.

Spontane Freundlichkeit ist besser

Die soeben erschienene Arbeit von Hui und Kolleginnen ist die bisher umfangreichste ihrer Art: Ergebnisse von über 200 Einzelstudien mit rund 200.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen flossen darin ein. „Altruismus, Kooperation, Vertrauen und Mitgefühl sind notwendige Bestandteile einer harmonischen Gesellschaft. Wie unsere Analyse zeigt, tragen sie auch zur mentalen und körperlichen Gesundheit bei“, fasst Hui zusammen.

Aufgrund des großen Zahlenmaterials lassen sich auch genauere Aussagen über den Zusammenhang treffen. So sind zufällige Freundlichkeiten – etwa wenn man dem Nachbarn spontan dabei hilft, seine Einkäufe zu tragen – besser für das eigene Wohlbefinden als formalisierte, etwa, wann man regelmäßig bei der Freiwilligen Feuerwehr arbeitet. Das kann laut Hui daran liegen, dass informeller Altruismus abwechslungsreicher ist und eher neue Sozialbekanntschaften zulässt.

Laut den Psychologen und Psychologinnen gibt es auch Unterschiede bei verschiedenen Formen des Wohlbefindens. So führt Herzlichkeit nicht unbedingt zu viel mehr hedonistischem Glücksgefühl, aber sehr wohl zu einem tiefer gelegenen, mit der Suche nach dem Sinn des Lebens zusammenhängendem Glück.

Richtung des Zusammenhangs unklar

Ältere Menschen fühlen sich laut Studie durch altruistische Taten vor allem körperlich gesünder, jüngere Menschen geistig fitter und allgemein besser. Bei Frauen wiederum ist der Zusammenhang generell größer, was nicht zuletzt an den gesellschaftlichen Normen liegt, die ihnen mehr „Sorge um andere“ zuschreibt als den Männern.

Mit diesen sozialen Normen soll sich die Forschung in Zukunft auseinandersetzen, schreiben Hui und seine Kolleginnen – und auch mit der Frage, in welcher Richtung der Zusammenhang von „Gutes tun“ und Wohlbefinden besteht. Denn ebenso sei es möglich, dass Altruismus glücklich macht, wie umgekehrt, dass glückliche Menschen eher altruistisch handeln.

Bis diese Frage geklärt ist, bleibt die Einsicht des Dalai Lama, die der aktuellen Studie voransteht: „Wenn du andere glücklich sehen willst, übe dich in Mitgefühl. Wenn du selbst glücklich sein willst, übe dich in Mitgefühl.“