Der Impfstoff, der von Russland gegen SARS-CoV2 entwickelt worden sein soll
APA/AFP/Russian Direct Investment Fund/Handout
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Russischer Impfstoff „noch nicht sicher“

Nach der frühen Freigabe des weltweit ersten Impfstoffes gegen das Coronavirus hat Russland erste medizinische Details veröffentlicht. Die „langfristige Sicherheit und Wirksamkeit", gestehen die Forscher zu, sei noch nicht erwiesen.

Die vorläufigen Ergebnisse wurden am Freitag im Fachblatt „The Lancet“ publiziert. Sie decken sich mit früheren Angaben russischer Wissenschaftler und Politiker. Demnach regt der Impfstoff eine Immunantwort an. So seien bei Teilnehmern – insgesamt waren es 76 – in der Testphase I/II Antikörper gegen das Virus nachgewiesen worden. Zugleich habe es keine schwerwiegenden Nebenwirkungen gegeben, schreiben die Studienautoren.

Frühe Zulassung

Der Impfstoff mit dem Namen „Sputnik-V“ wurde als weltweit erster für eine breite Anwendung in der Bevölkerung zugelassen – trotz internationaler Bedenken. Die Genehmigung erfolgte vor den sogenannten Phase-III-Studien. Erst in dieser wichtigen Phase wird gewöhnlich an sehr vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern überprüft, ob und wie gut ein Wirkstoff tatsächlich vor einer Infektion schützt und welche Nebenwirkungen auftreten.

Bisher konnte der russische Wirkstoff unabhängig noch nicht bewertet werden, weil keine wissenschaftlichen Studien dazu publiziert wurden. Die Forscher schreiben in dem Fachblatt, dass nun umfangreiche Langzeitstudien und eine weitere Überwachung erforderlich seien, um „die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit“ festzustellen.

Phase-III-Studie hat begonnen

Bei dem Vakzin handelt sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff, der aus zwei Injektionen besteht. Er wurde vom staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Eine Zulassung vor dem Vorliegen der Ergebnisse großer klinischer Studien widerspricht dem international üblichen Vorgehen. Die Tests in Phase III haben mittlerweile begonnen.

Dem Institut zufolge sollen sie mindestens sechs Monate dauern. Die ersten Freiwilligen in der Hauptstadt Moskau sollen ab nächster Woche geimpft werden, wie Bürgermeister Sergej Sobjanin der Agentur Interfax zufolge sagte. Er selbst habe sich impfen lassen – „sonst wäre es schwer, für einen russischen Impfstoff zu werben“.

Auch eine Tochter von Kremlchef Wladimir Putin hat sich nach dessen Angaben bereits impfen lassen, ebenso Verteidigungsmister Sergej Schoigu. Sein Ministerium veröffentlichte dazu ein Video. Parallel zu den Tests sollen Ärztinnen und Lehrer eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten – auf freiwilliger Basis, wie es hieß.