Ein Rapsfeld in Niederösterreich
APA/HELMUT FOHRINGER
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Raps

Erster Nachweis für neue Gentechnik

Wird das Erbgut von Pflanzen mittels neuer Gentechnik verändert, kann das nicht nachgewiesen werden. Eine Regulierung war bisher schwierig – Import oder Anbau sind in der Europäischen Union nicht erlaubt. Nun haben US-Forscher ein Nachweisverfahren für einen genomeditierten Raps entwickelt – das könnte eine Vorlage für weitere Tests sein.

2018 entschied der Europäische Gerichtshof, dass moderne Zuchtverfahren, bei denen mittels Genome Editing in das Erbgut der Pflanzen eingegriffen wird, rechtlich ebenso zu regulieren sind wie herkömmliche Gentechnik. Das Problem ist nur: Bisher kann man diese vergleichsweise jungen Methoden der Mutagenese nicht nachweisen. Analysen des Erbgutes zeigen nicht, ob es sich um eine künstlich herbeigeführte Mutation oder eine natürliche Mutation handelt.

US-Forschern ist es jetzt zumindest gelungen, den genetischen Fingerabdruck einer, durch Genome Editing veränderten Rapspflanze nachzuweisen. Das mache eine Regulierung solcher Nutzpflanzen zukünftig möglich, sagt Sebastian Theissing-Matei von Greenpeace Österreich. Die ARGE Gentechnik-frei, kündigte an, die neue Nachweismethode in ihre Kontrollprogramme zu integrieren und den Einsatz allen zuständigen Behörden bzw. zur unternehmensinternen Qualitätssicherung zu empfehlen.

Werkzeug für Behörden

Bei dem Raps, den die Forscher des Health Research Institute in Iowa analysierten, handelt es sich um eine mittels neuer Gentechnik hergestellte Nutzpflanze der Firma Cibus. Sie soll widerstandsfähiger sein als herkömmliche Züchtungen und wird in Nordamerika bereits angebaut. Ein Import in die Europäische Union wäre illegal. Bisher konnte man einen solchen illegalen Import allerdings nicht nachweisen, sagt Theissing-Matei.

Ö1-Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch Wissen Aktuell, am 7.9., um 13.55 Uhr.

„Wir geben den Behörden das Werkzeug an die Hand, um eben nach diesem gentechnisch veränderten Raps suchen zu können, auch in Importen nach Europa“, so der Landwirtschaftssprecher von Greenpeace. Die Umweltorganisation hat dafür gesorgt, dass die von nun an frei verfügbare Methode in Österreich vom Umweltbundesamt geprüft wird.

Ein Rapsfeld in Niederösterreich
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Internationale Prüfung notwendig

Bevor die europäischen Behörden das Verfahren aufgreifen könnten, müsse es allerdings noch von anderen Ländern validiert werden, sagt Frank Narendja, der das Nationale Referenzlabor für die Analytik Gentechnischer Veränderter Organismen des Umweltbundesamts leitet. Das Labor bewertete die neue Methode und die zugehörige Studie, die in der Fachzeitschrift „Foods“ erschienen ist, positiv.

„Damit kann man diesen Nachweis verwenden, um Kontrollen von Importen durchzuführen und Produkte auf die Anwesenheit dieses Cibus-Raps zu überprüfen“, so Narendja. Die Methode zeige aber nicht, dass es sich um eine durch Genome Editing veränderte Nutzpflanze handle. "Das Verfahren könnte einen Raps mit derselben Mutation, die auf natürlichem Weg entstanden ist, nicht von dem gentechnisch veränderten Raps der Firma Cibus unterscheiden, so der Molekularbiologe.

Debatte um Regulierung nicht gelöst

Das grundlegende Problem in der Diskussion um Eingriffe in das Erbgut von Pflanzen mittels neuer Gentechnologien bleibt also bestehen: Diese Veränderungen sind von natürlichen Mutationen nicht zu unterscheiden. Deswegen sei eine Regulierung nicht zielführend, argumentieren viele Forschende und die Industrie. Sie kritisieren das Urteil des EUGH aus dem Jahr 2018: Denn es bezieht sich auf eine EU-Richtlinie, die genetisch veränderte Organismen eindeutig definiert – ihr genetisches Material muss so verändert worden sein, wie es auf natürliche Weise, durch Mutation und Kreuzung, nicht möglich wäre.

Zumindest kann der genetisch veränderte Raps mit der neuen Nachweismethoden aufgespürt und so illegale Importe verhindert werden. Das prinzipielle Verfahren, so die Hoffnung der Forscher, können zukünftig auch auf andere, durch Genome Editing veränderte Nutzpflanzen, angewendet werden. Bis dato sind davon weltweit laut Greenpeace zwei auf dem Markt.