Ein roter SUV bei einer Automesse
AFP – FREDERIC J. BROWN
AFP – FREDERIC J. BROWN
Greenpeace-Report

Reiche verursachen viel mehr CO2-Ausstoß

Ein neuer Greenpeace-Bericht hat den CO2-Ausstoß der Österreicher und Österreicherinnen anhand der Einkommen untersucht. Die reichsten zehn Prozent der Privathaushalte verursachen laut Bericht über viermal so viele klimaschädliche Emissionen wie die untersten zehn Prozent der Haushalte.

Eine Ungleichverteilung, auf welche die Politik etwa mit einem öko-sozialen Steuermodell reagiere sollte, forderte die NGO. „Alleine mit ihren dicken Autos und ihrem dekadenten Jetset-Lifestyle verbrauchen die Eliten gleich viel Treibhausgase wie die ärmsten Haushalte insgesamt ausstoßen, also etwa für Wohnen, Energie und Lebensmittel. Dieses klimazerstörerische Verhalten auf Kosten aller braucht endlich einen gerechten Preis“, hielt Greenpeace-Programmdirektorin Sophie Lampl fest.

Ungleichheit in anderen Ländern noch größer

Verglichen mit dem mittleren Einkommen verbraucht das reichste Zehntel immer noch mehr als doppelt so viel CO2 wie der Medianhaushalt. Letzterer emittiert demnach 21,3 Tonnen an CO2-Äquivalenten pro Jahr; dies entspricht 9,6 Tonnen an CO2-Äquivalenten pro Kopf.

Bericht

Klima-Ungerechtigkeit in Österreich, Greenpeace (pdf)

ORF-Schwerpunkt

„Unser Klima, unsere Zukunft – Wir haben es in der Hand“ ist das Motto des diesjährigen Mutter Erde-Schwerpunkts vom 12. bis 20. September in allen ORF-Medien

Studienautor Marco Frascati hielt angesichts der „krassen“ Unterschiede im CO2-Fußabdruck auf die Wichtigkeit hin, sich vor Augen zu halten, dass Österreich eines der Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Ungleichheit sei. Jedoch müsse unter der Berücksichtigung des Ziels Klimaneutralität bis 2040 auch Interventionen bei individuellen, verhaltensbezogenen Aspekten erfolgen.

Plädoyer für öko-soziales Steuermodell

Zur Quantifizierung der CO2-Emissionen, die auf den Lebensstil und das Konsumverhalten der österreichischen Haushalte zurückzuführen sind, wurden Daten über die Verbrauchsausgaben der Privathaushalte in Österreich herangezogen, wie sie in der aktuellsten derartigen Konsumerhebung 2014/15 von Statistik Austria zu finden seien.

Greenpeace forderte aufgrund der Analyse die rasche Etablierung eines fairen, öko-sozialen Steuermodells: konkret eine Bepreisung von klimaschädlichen Emissionen in Kombination mit einem Ökobonus. Ebenso brauche es eine deutliche Verteuerung „besonders zerstörerischer und elitärer“ Aktivitäten wie Vielfliegen oder der Nutzung extrem klimaschädlicher, überdimensionierter Autos.

Wie wichtig eine faire Umverteilung im Zuge der Einführung eines dringend notwendigen CO2-Preises ist, zeige der internationale Vergleich so Greenpeace: „Während in der Schweiz der CO2-Preis mit Ökobonus zur Umverteilung von Einkommen und steigenden Investitionen in nachhaltige Heizsysteme führte, startete ein CO2-Preis ohne soziale Abfederung in Frankreich die berüchtigten Gelbwesten-Proteste.“

Gewessler kündigt Steuerreform an

Angesichts der Greenpeace-Studie kündigte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einem Statement gegenüber der APA an, die dort aufgezeigte Ungleichheit in der Steuerreform ausgleichen: „Mit einer ökosozialen Steuerreform sorgen wir dafür, dass diejenigen, die weniger ausstoßen, auch weniger bezahlen.“

„Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören zusammen. Gerade der CO2-Ausstoß in Österreich ist sehr ungleich verteilt. Und alle, die unser Klima besonders belasten, sollen dafür einen gerechten Preis bezahlen. Davon profitieren – das zeigt uns der Report von Greenpeace – viele Menschen, die es ohnehin nicht leicht haben“, so Gewessler.

Unterstützung von AK und weiteren NGOs

Die Umweltbewegung Fridays for Future forderte die vorzeitige Einführung der Steuerreform. Um den Druck auf die Politik zu erhöhen, bekräftigte man den Aufruf für die Teilnahme am Weltweiten Klimastreik, der am 25. September in ganz Österreich unter dem Motto „Fight Every Crisis!“ stattfinden wird.

Auch die Arbeiterkammer (AK) rief dazu auf, soziale Unterschiede beachten, „und dabei die Lage der Menschen mit kleinem Einkommen berücksichtigen“, so die Leiterin der AK Abteilung Umwelt und Verkehr, Sylvia Leodolter. „Wer ein kleineres Einkommen hat, hat oft von vornherein keine Wahl, etwa wenn es um die Heizung geht.“ Die AK schlug zudem die Förderung der Umstellung fossiler Heizungsformen, gute und leistbare Öffi-Angebote und den Ausbau von Radwegen vor.

Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise und der hohen Arbeitslosigkeit fordert auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ein Vorziehen der ökosozialen Steuerreform. „Das was die Republik nicht will, wie klimaschädliche Emissionen und Ressourcenverbrauch, ist deutlich höher zu besteuern, während Abgaben und Steuern auf das was die Gesellschaft will, nämlich Arbeitsplätze, zu reduzieren sind“, betonte VCÖ-Experte Michael Schwendinger.