Weißer Seidenreiher watet durch das Wasser
Birdlife/Buchner/APA
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Bilanz

Manche Vögel profitieren vom Klimawandel

Der Klimawandel hat messbare Auswirkungen auf Österreichs Vogelwelt – manchmal auch positive, wie eine Untersuchung von 76 Vogelarten zeigt: Die intensive Landwirtschaft macht diesen Trend allerdings zunichte.

Für die Studie haben Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien gemeinsam mit BirdLife Österreich und der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) die Ergebnisse des seit 1998 durchgeführten jährlichen Monitorings der österreichischen Brutvögel verwendet. Demnach breiten sich einzelne wärmeliebende Brutvogelarten wie Bienenfresser, Seidenreiher und Weißbart-Seeschwalbe weiter aus.

Andererseits werden alpine Vogelarten wie Ringdrossel, Raufußkauz oder Alpenschneehuhn den Prognosen zufolge ihre am tiefsten gelegenen Vorkommen verlieren. Eine weitere Erwärmung lasse erwarten, dass sich das Verbreitungsgebiet alpiner Arten deutlich einschränken wird.

Alpine Arten auf dem Rückzug

„Die Klimagewinner zeigten im Mittel stabile Bestandstrends, während wir bei den Klimaverlierern einen deutlichen Rückgang sehen konnten“, erklärte Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich in einer Aussendung. Der Einfluss des Klimawandels könne aber nur in Zusammenhang mit der Entwicklung des Lebensraums bewertet werden.

„Die für viele Vögel der Kulturlandschaft grundsätzlich positiven Effekte der Klimaerwärmung werden von den negativen Auswirkungen der intensivierten Landwirtschaft aufgehoben“, so Teufelbauer, der auf die stark negative Entwicklung vor allem bei den Vögeln der Kulturlandschaft hinweist: In Österreich ging die heimische Vogelpopulation auf Wiesen und Äckern in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um rund 40 Prozent zurück.

Lebensräume schrumpfen

Als konkretes Beispiel nennt BirdLife das Rebhuhn: Wärmere und trockenere Frühjahre sowie ein witterungsbedingtes größeres Insektenangebot würde den Brut- und Fortpflanzungserfolg des Acker-und Wiesenbrüters begünstigen. Trotzdem sei der Rebhuhnbestand bundesweit seit 1998 um über 80 Prozent zurückgegangen, in etlichen Regionen seien die Vögel sogar komplett verschwunden. Das sei durch die flächendeckende Intensivierung der Bewirtschaftung von Feldern und Wiesen zu erklären, bei gleichzeitigem Schwund von Rückzugsräumen wie Feldrainen, Böschungen oder Brachen. Dadurch verlieren die Rebhühner geeignete Bruthabitate.

Die Vogelschützer plädieren dafür, die Gefährdungsursachen artspezifisch zu betrachten. Klimabedingte Populationsrückgänge könnten durch lokale oder regionale Maßnahmen nicht verhindert werden, habitat-bedingte Bestandseinbußen aber sehr wohl. Dringend notwendig wären Maßnahmen zur Erhaltung wertvoller Habitate und solche, die der massiven Intensivierung der Landwirtschaft entgegensteuern.