Naturschützer im Ivindo-Nationalpark, Gabun, blickt durch einen Feldstecher
AMAURY HAUCHARD/AFP
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Mutter Erde

Dem Naturschutz fehlen die Touristen

Die Coronavirus-Pandemie ist zu einer großen Herausforderung für den Naturschutz geworden: Viele Länder Westafrikas finanzieren ihre Projekte über den Tourismus. Einnahmen, die es bis auf Weiteres nicht geben wird.

Gabun ist eines jener Länder, deren Naturschutzpolitik nicht nur dem Erhalt der Artenvielfalt, sondern auch dem Kampf gegen die Klimakrise verpflichtet ist. Regenwälder zu erhalten, sei die günstigste Maßnahme, um den Klimawandel aufzuhalten – mit dieser Überzeugung startete die gabuner Regierung 2002 ihre Initiative „Green Gabon“.

Damals setzte das Land einen außergewöhnlichen Schritt: Die Regierung schuf 13 Naturschutzgebiete auf einen Schlag. Bei fast allen handelt es sich um Regenwälder, viele davon existieren bereits seit drei Millionen Jahren.

Regenwald als „Grüne Lunge“

Der tropische Regenwald bedeckt neun zehntel der Fläche Gabuns, das an der zentralafrikanischen Atlantikküste, genau auf dem Äquator liegt. Heute liegt Gabun im weltweiten Vergleich der Waldflächen auf dem zweiten Platz hinter dem südamerikanischen Suriname. Wobei man auch dort den wirtschaftlichen Nutzen der Wälder nicht aus den Augen verloren habe, sagt Werner Zips vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien, der Gabun regelmäßig besucht.

ORF-Sendungshinweise:

Im Rahmen des Programmschwerpunktes „Mutter Erde“ berichtet Universum Spezial – Ist die Welt noch zu retten u.a. über Klima-, Arten- und Naturschutz in Gabun, am 16.9. um 20.15 Uhr in ORF2.

Gabun ist auch Thema in Wissen Aktuell, am 16.9., um 13.55 Uhr in Ö1.

„Auch in Gabun nimmt die Qualität des Regenwaldes ab“, so Zips. Wertvolle Hölzer würden geschlägert, aber zumindest die Gesamtfläche des Regenwaldes bleibe bestehen, so der Kultur- und Sozialanthropologe. Das sei nicht ideal für den Artenschutz und den Erhalt der Biodiversität, aber als „grüne Lunge“ bleibe der Wald erhalten. Die Nutzung der Wälder sollte allerdings nicht zunehmen.

Medien sollten Realtität abbilden

Die Coronavirus-Pandemie stellt derzeit eine große Herausforderung für den Naturschutz dar. Viele Projekte finanzierten sich über den Tourismus, sagt Zips, und der sei in Ländern wie Gabun komplett ausgefallen. „Aus dem Tourismus werden alle notwendigen Schutzmaßnahmen finanziert, auch die Vorkehrungen gegen Wilderei etwa, das braucht alles sehr viel Personal.“

In anderen Ländern West- und Zentralafrikas ist die Situation schon jetzt wesentlich probelmatischer. Viele Tierarten sind ausgestorben bzw. stark dezimiert. Dazu gehört der Löwe, von dem es auf dem ganzen Kontinent nur mehr 20.000 Exemplare geben dürfte. „Wir sehen wunderschöne Reiseberichte oder Naturdokus, in denen Löwen eine zentrale Rolle spielen“, sagt Zips. Doch dabei handle es sich gewissermaßen stets um dasselbe eine Tier. Hier sieht der Forscher auch eine mediale Verantwortung, die Realität eindrücklicher abzubilden.

Europäische Initiative könnte helfen

Gestern erst veröffentlichte der Weltrat für Biodiversität (IPBES) seinen fünften globalen Bericht. Demnach wird die Weltgemeinschaft keines der 2020 selbst gesteckten Ziele zum Schutz der Artenvielfalt und der Natur einhalten. Hoffnung macht Zips, dass die EU-Kommission vor kurzem einen Biodiversitätsplan verabschiedet hat. 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresflächen sollen in den nächsten zehn Jahren unter Schutz gestellt werden, zehn Prozent sogar naturbelassen bleiben.

Und, was Zips als genauso wichtig erachtet, die Länder Afrikas sollen beim Natur- und Artenschutz sollen im Rahmen dieses Programmes unterstützt werden. Der Kultur- und Sozialanthropologe hofft, dass die lokalen Gemeinschaften in diese Vorhaben eingebunden werden. Denn Naturschutz funktioniere nur, wenn alle Beteiligten und Betroffenen an einem Strang ziehen, ist Zips überzeugt.