Im Süden Sibiriens lebten damals kriegerische Nomaden, die Archäologinnen und Archäologen zu der Schurmak-Kultur zählen. Historische Dokumente bezeichnen sie als gewaltbereite Gruppen, die oftmals angrenzende Gebiete sesshafter Gemeinschaften plünderten.
Am archäologischen Fundplatz „Tunnug1“ enthüllte nun ein Team um Gino Caspari von der Universität Bern 87 Skelette aus dem 2. bis 4. Jahrhundert nach Christus. Dort begruben die sibirischen Steppennomaden ihre Toten in der Nähe eines früheren skythischen Grabhügels. Viele der Knochenreste wiesen Spuren von Gewalt auf.
Viertel starb durch Gewalt
Das schweizerisch-russische Team führte detaillierte Analysen der Traumata an den Knochen durch. Demnach verstarb ein Viertel der Opfer aufgrund von äußerer Gewalteinwirkung, wie die Forscherinnen und Forscher im „American Journal of Physical Anthropology“ berichten.
Meistens starben die Nomaden im Nahkampf, in vielen Fällen wurden sie geköpft. Unter den Getöteten befanden sich auch Frauen und Kinder. Den Forscherinnen und Forschern gelang es zudem nachzuweisen, dass manche Individuen möglicherweise noch auf dem Schlachtfeld skalpiert und ihre Hälse durchgeschnitten wurden.
Die Daten würden zeigen, dass ein hoher Prozentsatz der in Tunnug bestatteten Reiternomaden Gewalt ausgesetzt war, sagte der Erstautor Marco Milella laut der Mitteilung der Uni Bern.
„Während der ersten Jahrhunderte nach Christus durchlief die östliche Steppe eine Periode der politischen Instabilität nach dem Zerfall des Steppenreiches der Xiongnu. Dieser politische Wandel hatte einen starken Einfluss auf das Leben der Menschen.“ Ob die Gewalteinwirkungen von Kämpfen mit Feinden oder von brutalen Ritualen innerhalb der Gemeinschaft herrührten, ließe sich derzeit nicht endgültig beantworten.