Regenwald am Amazonas
Peter Newton / University of Colorado
Peter Newton / University of Colorado
Weltkarte

1,6 Mrd. Menschen leben „waldnahe“

In Österreich würden die Menschen in „Waldstädten“ leben und Brände besser bekämpfen als in Kalifornien, meinte US-Präsident Donald Trump vor ein paar Tagen anerkennend. Fast wie auf Befehl haben nun US-Forscher erstmals eine weltweite Karte von Menschen erstellt, die nahe an Wäldern wohnen: 1,6 Milliarden sind es insgesamt, Österreicher sind darauf allerdings nicht prominent vertreten.

„Wenn man sich Länder wie Österreich ansieht, die in Wäldern leben, die als Waldstädte bezeichnet werden, davon gibt es viele und die haben solche Brände nicht“, meinte Trump gegenüber dem TV-Sender Fox News. In jenen „Waldstädten“ gebe es auch „explosivere Bäume“, so Trump weiter. „Die haben Bäume, die schneller in Flammen stehen“, dennoch würde diese Länder Brandgefahren besser managen.

Maximal fünf Kilometer Abstand

Hohn und Spott waren dem US-Präsidenten wieder einmal gewiss – und vermutlich ebenso gleichgültig. Es ist eine kleine historische Pointe, dass US-Forscher in der gleichen Woche eine erste globale Landkarte veröffentlicht haben, die Menschen im Umkreis von Wäldern kartiert. „Umkreis“ hat die Gruppe um Peter Newton von der University of Colorado dabei als maximalen Wohnabstand von fünf Kilometern zum Wald definiert. Ihre Bewohner bezeichnen sie als „waldnahe Menschen“– in fast Trump’scher Diktion.

Nähe der Bevölkerung zu Wäldern
Newton et al./One Earth
Die Weltkarte der „Waldnahen“

Rund sieben Milliarden Menschen lebten 2012 – dem Untersuchungszeitpunkt – insgesamt auf der Erde, laut den Forschern 1,6 Milliarden von ihnen „waldnahe“. Mit 272 Millionen stammten die meisten von ihnen aus China, gefolgt von – Achtung! – den USA mit 169 Millionen. Erst danach folgten Indonesien und Brasilien, Länder mit großen Waldflächen, wie die Forscher in der Fachzeitschrift „One Earth“ schreiben. Von Österreich und anderen „Ländern, die als Waldstädte bezeichnet werden“, ist in der Studie nicht die Rede.

Norwegen und Bhutan besonders waldnahe

Laut Studie kommen fast zwei Drittel der „waldnahen Menschen“ aus tropischen Ländern, fast drei Viertel aus Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen. In manchen Regionen gibt es überhaupt keine „Waldnahen“, etwa in Grönland und Kuwait, in anderen hingegen liegt ihr Anteil bei rund 75 Prozent – etwa in Norwegen und Bhutan.

„Waldnahe“ wollen die Forscher um Newton nicht mit „Wald-abhängig“ verwechselt wissen – ein Begriff, den etwa die Weltbank benutzt und damit Personen meint, die auf die eine oder andere Weise vom Wald leben. Ihre Weltkarte sage nichts über wirtschaftliche Abhängigkeiten aus, betont Peter Newton. Dennoch gebe sie einen wichtigen Anhaltspunkt für politische Entscheidungsträger und Stakeholder. „Sehr viele Menschen leben in oder in der Nähe von Wäldern, sie sind ein wichtiges Habitat, das über nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz nachdenken lässt.“