Die Ökonomin Esther Duflo und Schwedens König Carl Gustaf  bei der Nobelpreiszeremonie 2019
HENRIK MONTGOMERY/AFP
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Prognose

Die Favoriten für den Nobelpreis

Nächste Woche ist es wieder soweit. Die Nobelpreise werden vergeben – und wie jedes Jahr zirkuliert auch heuer eine Liste der favorisierten Forscher und Fächer. Hoch im Kurs stehen diesmal: Immunproteine, Nanoröhren und winzige Kristalle.

Den Auftakt der Preisvergabe macht am 5. Oktober das Fach Medizin, gefolgt von Physik (6.10.) und Chemie (7.10.). Die Wirtschaftswissenschaften sind am 12. Oktober an der Reihe – spätestens dann wird auch klar sein, ob die Analysten des Datenkonzerns Clarivate Analytics mit ihren Prognosen richtig lagen.

Erstellt wurde die Favoritenliste wie üblich anhand von Publikationsdaten und besonders häufig zitierten Forschungsarbeiten. Die Grundidee: Wenn Wissenschaftler großes Echo in der Fachwelt erzeugen, haben sie vermutlich auch Entscheidendes geleistet.

24 Forscherinnen und Forscher zählen heuer zu den „Citation Laureates“, sie stammen aus sechs Ländern, nämlich den USA, Kanada, Deutschland, Japan, Südkorea und Großbritannien. Österreicher sind diesmal keine dabei, in den vergangenen Jahren wurde etwa der Mediziner Gero Miesenböck oder die Physiker Peter Zoller und Anton Zeilinger genannt.

Medizin: Immunproteine und Krebs-Marker

Zu den Favoriten für den Nobelpreis in Physiologie oder Medizin zählen für Clarivate heuer Pamela J. Bjorkman (California Institute of Technology) und Jack L. Strominger (Harvard University) für die Aufklärung von Struktur und Funktion der Proteine des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC), die zur Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beigetragen hat.

Weiters genannt wurden Yusuke Nakamura (Universität Tokio und Universität Chicago) für die Entwicklung genetischer Marker und genomweiter Assoziationsstudien, die personalisierte Ansätze zur Krebsbehandlung ermöglichen, und Huda Y. Zoghbi (Baylor College of Medicine und Howard Hughes Medical Institute) für ihre Entdeckungen über die Entstehung neurologischer Störungen, etwa der genetischen Ursachen des Rett-Syndroms.

Physik: Chaos, Nanoröhren, Dunkle Materie

Für ihre Entdeckung, dass sich zwei oder mehrere chaotische Systeme synchronisieren können, werden Thomas L. Carroll und Louis M. Pecora (beide U.S. Naval Research Laboratory) von Clarivate zu den diesjährigen Favoriten für den Physik-Nobelpreis gezählt.

Das gilt auch für Hongjie Dai (Stanford University) und Alex Zettl (University of California, Berkeley), und zwar für die Herstellung und Anwendungen von Kohlenstoff- und Bornitrid-Nanoröhren. Zum Favoritenkreis im Bereich Physik zählen auch Carlos S. Frenk (Durham University), Julio F. Navarro (University of Victoria) und Simon D.M. White (Max-Planck-Institut für Astrophysik) für ihre Studien zur Entstehung und Entwicklung von Galaxien, der kosmischen Struktur und Dunkle-Materie-Halos.

Chemie: Selbstorganisation und Kristalle

Als Favoriten für die Chemie-Auszeichnung wurden Moungi G. Bawendi (Massachusetts Institute of Technology, MIT), Christopher B. Murray (University of Pennsylvania) und Taeghwan Hyeon (Seoul National University) in die diesjährige „Nobel-Klasse“ aufgenommen, und zwar für die Synthese von Nanokristallen mit präzisen Eigenschaften für eine breite Palette von Anwendungen.

Ihre „Klassenkollegen“ sind Stephen L. Buchwald (MIT) und John F. Hartwig (University of Californa, Berkeley) für ihre Beiträge zur metallorganischen Chemie, insbesondere die Buchwald-Hartwig-Kupplung genannte Reaktion, sowie Makoto Fujita (Universität Tokio) für Fortschritte in der supramolekularen Chemie durch von der Natur inspirierte Strategien zur Selbstorganisation.

Ökonomie: Statistik und Lohngefälle

Als Favoriten für den Nobel-Gedenkpreis für Wirtschaftswissenschaften wurden von Clarivate David A. Dickey (North Carolina State University) und Wayne A. Fuller (Iowa State University) für einen nach ihnen benannten statistischen Test in Zeitreihenanalysen, sowie Pierre Perron (Boston University) für die statistische Analyse von nicht-stationären Zeitreihen genannt.

Ebenso im Favoritenkreis ist Claudia Goldin (Harvard University) für ihre Beiträge zur Arbeitsökonomie, insbesondere ihre Analyse zum geschlechtsspezifischen Lohngefälle. Schließlich wurden Steven T. Berry und James A. Levinsohn (beide Yale University) sowie Ariel Pakes (Harvard University) für ihr Modell zur Nachfrageschätzung in die illustre Gruppe aufgenommen.