Kuh im Gegenlicht auf der Weide
APA/BARBARA GINDL
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Teufelskreis

Klimawandel macht Kühe klimaschädlicher

Bei der Verdauung stoßen Wiederkäuer wie Kühe und Schafe Methan aus. Durch die Erderwärmung könnte es in Zukunft noch mehr werden, warnen nun Forscher. Denn die Grasfresser werden öfter krank und produzieren dann noch mehr von dem klimaschädlichen Treibhausgas.

Als Treibhausgas ist Methan extrem wirksam, für das Klima ist es deutlich schädlicher als Kohlendioxid (CO2), die Wirkung mindestens 28-mal stärker (auf 100 Jahre gerechnet). Im letzten Jahrzehnt wird weltweit immer mehr davon freigesetzt, heuer hat der Ausstoß ein neues Rekordhoch erreicht. Verursacht haben diese Zunahme in erster Linie der Mensch und seine Aktivitäten: Die Landwirtschaft, insbesondere die Viehzucht, gilt als eine der wichtigsten Quellen. Denn Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen produzieren bei der Verdauung von pflanzlicher Nahrung sehr viel Methan.

Die Studie

„Infectious Diseases, Livestock, and Climate: A Viscious Circle?“, Trends in Ecology and Evolution, 7.10.2020

Die durch das Methan befeuerte Erderwärmung setzt unterdessen den Nutztieren selbst zu, und zwar nicht nur in Form von Hitze und Trockenheit. Krankheitserreger wie Viren und Parasiten profitieren von den steigenden Temperaturen. Die Paarhufer leiden immer häufiger unter Infektionen oder Wurmbefall. So könnte ein bisher womöglich unterschätzter Teufelskreis entstehen, auf den die Forscherinnen und Forscher um Vanessa O. Ezenwa von der University of Georgia nun in einer Überblicksarbeit aufmerksam machten.

Kranke Tiere, mehr Methan

Studien zeigen, dass manche Krankheiten den Methanausstoß der Tiere weiter erhöhen können. Schafe mit Bandwürmern produzieren beispielsweise pro Kilogramm Körpergewicht bis zu 33 Prozent mehr Methan als ihre gesunden Artgenossen. Außerdem wachsen die befallenen Tiere langsamer, sie werden später geschlachtet, und so stoßen sie insgesamt noch mehr Methan aus.

Schafherde auf einem Hügel
AFP/PASCAL GUYOT

Eine andere Untersuchung habe laut den Autorinnen und Autoren ergeben, dass Kühe, die an einer bakteriellen Entzündung ihrer Euter leiden, pro Kilogramm Milch acht Prozent mehr Methan erzeugen. Diese verbreitete Erkrankung von Milchkühen werde weiter zunehmen, nachdem die dagegen verwendeten Antibiotika oft nicht mehr greifen. Es gebe Belege, dass auch solche Resistenzen mit den steigenden Temperaturen häufiger werden.

All diese Faktoren habe man in gängigen Modellrechnungen zu wenig berücksichtigt, warnen nun Ezenwa und Co. Schon jetzt geht etwa die Welternährungsorganisation (FAO) davon aus, dass die Viehzucht weltweit weiter wachsen, und der Methanausstoß bis 2050 um bis zu 20 Prozent zunehmen werde. Würde man die Tierkrankheiten berücksichtigen, könnte das Wachstum im selben Zeitraum sogar mehr als 80 Prozent betragen, so die Berechnungen der Forscherinnen und Forscher. Sie plädieren dafür, subtile Faktoren wie etwa Infektionskrankheiten im komplexen Geschehen rund um den Klimawandel nicht zu übersehen.