Remdesivir
AFP – ULRICH PERREY
AFP – ULRICH PERREY
Fortschritt

Medikamente senken Sterblichkeit

Die Medizin hat in den letzten Monaten viel gelernt, was die Therapie von Covid-19 betrifft. Je nach Krankheitsstadium kommen verschiedene Medikament zum Einsatz. So konnte die Sterblichkeit bei Schwerkranken mittlerweile um zehn bis 15 Prozent gesenkt werden.

Derzeit müssen wieder mehr Coronavirus-Infizierte im Krankenhaus behandelt werden als noch vor einigen Wochen. Welche Medikamente man verwendet, hängt von der Phase ihrer Erkrankung ab, erklärt Bernd Lamprecht, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie anlässlich der Jahrestagung der Gesellschaft. Anfangs setzt man antivirale Medikamente ein, also Medikamente, die die Vermehrung des Virus hemmen.

Hier habe sich Remdesivir bewährt, erzählt Lamprecht, der die Klinik für Lungenheilkunde am Universitätsklinikum Linz leitet. Es kann die Covid-19 Erkrankung um ein paar Tage verkürzen und ist gut verträglich: „Erfreulicherweise sind Nebenwirkungen vergleichsweise selten.“ Remdesivir wird dennoch nur bei kritisch kranken Patientinnen und Patienten eingesetzt, die zusätzlich Sauerstoff benötigen. Und es wird engmaschig überwacht, wie sich das Medikament auf andere Organe auswirkt, sagt der Lungenfacharzt.

Kommt es im weiteren Verlauf der Krankheit zu überschießenden Entzündungen im Körper, verabreicht man Dexamethason: ein Cortisonpräparat, das diese körpereigenen Entzündungen dämpft. „Es ist derzeit noch nicht gänzlich geklärt, welche Risikofaktoren eine überschießende Entzündungsreaktion bedingen.“, sagt Bernd Lamprecht. Man sehe eine solche Reaktion gehäuft bei älteren Patienten und auch bei Patienten mit Vorerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen. Erste Daten würden zeigen, dass Dexamethason die Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten, die kritisch erkrankt sind und auf der Intensivstation liegen, reduzieren kann.

Das „Penninger-Medikament“

Gute Erfahrungen hat Lamprecht auch mit dem Präparat APN01 gemacht, das das synthetisch hergestellte Enzym ACE enthält. Das Medikament wurde vom Team des österreichischen Genetikers Josef Penninger mitentwickelt. Es hindert das Coronavirus daran in die Zellen zu gelangen. Dadurch wird nicht nur die Zelle geschützt, sondern auch verhindert, dass sich das Virus vermehrt.

„Dieses Präparat wird als Infusion verabreicht und hat sich in den bisherigen Studienergebnissen – zumindest in unserem Zentrum – als sehr gut verträglich gezeigt.“ Wann das Präparat zugelassen wird, könne man noch nicht sagen. Lamprecht zeigt sich aber optimistisch. Der Wirkmechanismus sei vielversprechend und werde aktuell in einer Phase II-Studie überprüft, an der neben dem Kepler Universitätsklinikum Linz noch weitere 15 Krankenhäuser beteiligt sind.

Folgeschäden und Post-Covid-Syndrom

Im Unterschied zu anderen Coronavirus-Infektionen wie MERS oder SARS, kann sich die Lunge von einer Covid-19-Erkrankung erholen – auch wenn diese Erholung oft lange dauert. Jedoch häufen sich die Berichte über Langzeitfolgen, die als Post-Covid-Syndrom bezeichnet werden. Davon spricht man, wenn Patientinnen und Patienten nach der Akutphase der Erkrankung, weiterhin mehrere Symptome gleichzeitig aufweisen.

„Diese Symptome, die hier oft noch Wochen und Monate nach der Erkrankung bestehen sind in erster Linie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, aber auch Belastungsatemnot, Schlafstörungen und Depression.“, berichtet der Mediziner. Die Gründe dafür dürften vielfältig sein. Die Coronavirus-Erkrankung verändert den Stoffwechsel und den Hormonhaushalt, was sich wiederum auf die Hirntätigkeit auswirken kann. Auch Zytokine, Entzündungsbotenstoffe, die sich gegen den eigenen Körper richten, könnten eine Rolle spielen.