ESOC in Darmstadt, Kontrollzentrum der ESA
AFP/YANN SCHREIBER
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BepiColombo

Vor Rendezvous mit der Venus

Auf der Jahre dauernden Mission zum Merkur steht „BepiColombo“ vor dem ersten Rendezvous mit der Venus. Am Donnerstag wird sich die Raumsonde bis auf gut 10.000 Kilometer dem Nachbarplaneten der Erde nähern. Um 5.58 Uhr (MESZ) soll sie der Venus am nächsten sein – um zu bremsen. Dies ist nötig für ihre Flugbahn.

Sieben der elf Instrumente an Bord sollen Wissenschaftsdaten von der Venus sammeln. Auf die Ergebnisse jener drei Messgeräte, an deren Entwicklung sie führend beteiligt waren, warten auch Forscher vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit Spannung. Das Grazer IWF ist an den Magnetfeldmessgeräten auf beiden Raumsonden von „BepiColombo“ beteiligt. Sie sind während der rund fünftägigen Venus-Kampagne durchgehend eingeschaltet.

„Es ist ein besonderes Manöver, aber es ist so viel Platz und so gut berechnet, dass wir uns keine Sorgen machen“, sagte Simon Plum vom ESA-Satellitenkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt. Coronavirusbedingt sei die Besetzung im Zentrum eingeschränkt, aber völlig ausreichend.

Sieben Jahre Flugzeit

Ein ähnliches Manöver flog „BepiColombo“ im vergangenen April, als sich die Sonde für einen Vorbeiflug bis auf weniger als 12.700 Kilometer der Erde näherte, ein Katzensprung in den Weiten unseres Sonnensystems. Auf dem Flug zum Merkur, dem kleinsten und schnellsten Planeten in unserem Sonnensystem, wird die Sonde im kommenden August in nur 550 Kilometern Höhe noch einmal an der Venus und insgesamt sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor sie 2025 in ihre endgültige Umlaufbahn einschwenkt. Nach rund sieben Jahren Flugzeit wird die 2018 gestartete Sonde dann rund neun Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.

Der Nachbarplanet der Erde war kürzlich wieder in den Fokus gerückt. Erst im September gaben Astronomen bekannt, dass sie in der Venus-Atmosphäre das Gas Monophosphan entdeckt haben. Auf der Erde entsteht dieses vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Die Forscher räumten aber gleich ein, dass der Nachweis in der Venus-Atmosphäre kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf dem Planeten ist.

Die Merkur-Mission ist die erste europäische zum der Sonne am nächsten gelegenen Planeten. Auf der eine Milliarde Euro teuren Sonde sitzen zwei Orbiter aus Deutschland und Japan. Sie sollen nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur 2025 das Magnetfeld, die Oberfläche oder auch Sonnenwinde untersuchen.