Damit habe sich die „Hygiene-These“ empirisch bestätigt, schreibt das Team um Marja Rosland von der Universität Helsinki in der Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „Science Advances“ erschienen ist. Laut dieser These kann allzu viel Hygiene der Gesundheit abträglich sein: Trifft vor allem der junge Organismus zu selten auf Mikroorganismen aus der Natur, so entwickelt sich sein Immunsystem schlechter und neigt eher zu Allergien und anderen Krankheiten.
Um die „Hygienethese“ zu prüfen, haben die Forscherinnen und Forscher um Rosland den Außenbereich von vier finnischen Kindertagesstätten begrünt. Bestand der Boden dort vorher vor allem aus Kies, so wurden für die Studie Waldboden, Zwergsträucher, verschiedene Beerengewächse und Moose angesetzt. Einen knappen Monat lang spielten 75 Kinder zwischen drei und fünf Jahren in der neuen „natürlichen“ Umgebung, im Schnitt eineinhalb Stunden pro Tag.
Danach wurden sie von den Forschern und Forscherinnen untersucht. Unter anderem war die Zusammensetzung der Bakterien auf der Haut der Kinder deutlich diverser als bei Vergleichsgruppen ohne Waldboden, auch die Darmmikrobiome unterschieden sich deutlich. Bestimmte Entzündungshemmer im Blut waren bei den „Waldbodenkindern“ zahlreicher, entzündungsfördernde Botenstoffe dafür deutlich seltener. Ob die Kinder deshalb weniger oft krank werden, haben die Forscherinnen und Forscher in der aktuellen Studie nicht untersucht. Das Immunsystem der Kinder aber, so das Fazit, sei durch die Verlegung des Waldbodens eindeutig gestärkt worden: eine recht einfache Intervention für Kinder in Städten, die eher von Immunkrankheiten bedroht sind als jene am Land.