Bestätigt: Blutgruppe O führt seltener zu Erkrankungen

Menschen mit der Blutgruppe Null (O) sollen laut ersten Studien seltener am Coronavirus SARS-CoV-2 erkranken als Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB. Eine Studie an der Medizinischen Universität Graz bestätigt nun entsprechende chinesische und europäische Studien.

Die Forscher an der Uniklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin wollen nun auch den Mechanismus hinter dem möglichen Zusammenhang erforschen.

Statistisch eindeutig

Im Verlauf der Coronavirus-Pandemie war chinesischen Forschern einerseits aufgefallen, dass überdurchschnittlich viele Covid-19-Patienten die Blutgruppe A hatten und andererseits die Blutgruppe Null eine gewisse Schutzwirkung zu haben scheint. Auch deutsche und norwegische Wissenschaftler haben bereits im Sommer ihre Studie präsentiert, wonach Menschen mit der Blutgruppe A ein um etwa 50 Prozent höheres Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 tragen als Träger anderer Blutgruppen. Menschen mit Typ-O-Blutgruppe waren laut der Studie um knapp 50 Prozent besser vor einer ernsten Covid-19-Erkrankung geschützt.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen die Grazer Forscher und Forscherinnen in ihrer Studie: „Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit der Blutgruppe Null eine statistisch signifikant geringere Wahrscheinlichkeit haben, an Covid-19 zu erkranken als Menschen mit anderen A-B-O Phänotypen“, berichteten die Forscher der Med-Uni Graz. Hingegen wurde bei Infizierten und am Coronavirus erkrankten Patienten die Blutgruppe AB signifikant häufiger festgestellt, legten die Studienleiter dar. Die Studie wurde jüngst am Kongress der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin präsentiert, sagte die Grazer Molekularbiologin Eva Maria Matzhold. Für die nun vorliegenden Daten sucht sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Thomas Wagner in einer weiteren Untersuchung nach einer biologischen Begründung.

Kein Zusammenhang mit Schwere

Die Grazer Analyse ist eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie mit insgesamt 399 SARS-CoV-2 positiv getesteten Patientinnen und Patienten. „Es handelt sich um Spender aus der ersten Welle, die infolge einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus stationär behandelt wurden“, führte Wagner aus. Als Vergleichskontrolle für die „normale“ Blutgruppenverteilung in der Steiermark dienten Vollblutspenden des Blutspendedienstes des steirischen Roten Kreuzes.

Auf den Schweregrad der Covid-19-Erkrankung haben die Grazer Forscher allerdings keinen Einfluss im Zusammenhang mit der Blutgruppe erkannt. Das bedeutet, dass die Erkrankung bei Menschen mit Blutgruppe Null nicht leichter verläuft als bei Menschen mit Blutgruppe AB. Eine ABO-Blutgruppenbestimmung sollte daher aktuell nicht als prognostischer Marker für den Verlauf von Covid-19 herangezogen werden, hob Wagner hervor. „Personen mit Blutgruppe Null müssen sich trotzdem gleich schützen“, wurde vom Grazer Transfusionsmediziner betont.