Testabnahme in einer Covid-19 Teststrasse für 15 Minuten-Schnelltests vor Beginn einer Lehrveranstaltung der WU-Wien im Austria Center Vienna in Wien 16. September 2020
APA/ROLAND SCHLAGER
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EU-Agentur empfiehlt schnellere Tests

In den vergangenen Wochen ist die Kritik an der österreichischen Teststrategie zum Coronavirus lauter geworden: Breit angelegte Tests von Menschen ohne Symptomen seien nicht zielführend, dafür müsse es schneller gehen. Genau das empfiehlt auch die zuständige EU-Agentur ECDC.

„Testen, testen, testen“ – so lautete bisher das Credo hinter der österreichischen Teststrategie. Die Behörden beriefen sich dabei auf Empfehlungen internationaler Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), die im Fall der Coronavirus-Pandemie die EU-Kommission berät. Doch in den vergangenen Wochen wurde an der hiesigen Teststrategie immer wieder Kritik geübt, etwa von der Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT). Denn die weicht in einigen Punkten von internationalen Empfehlungen ab.

So schnell wie möglich testen

Das ECDC empfiehlt etwa, alle Menschen mit Covid-19-Symptomen so schnell wie möglich zu testen, zudem sollten die Ergebnisse des PCR-Tests innerhalb von 24 Stunden vorliegen. Nur so könne man Übertragungsketten durchbrechen, sagt Eeva Broberg, leitende Mikrobiologin des ECDC. Man wisse aber, dass das nicht in allen europäischen Ländern der Fall sei, die EU-Mitgliedsstaaten sollten jedoch daran arbeiten, sagt Broberg.

Auch in Österreich warten mögliche Infizierte mitunter Tage auf den Test und in Folge mehr als 24 Stunden auf das Ergebnis. Laut ECDC sollten die Test-Kapazitäten also dort konzentriert werden, wo es am dringendsten notwendig ist: bei Menschen mit Symptomen, ihren Kontaktpersonen und im Gesundheits- und Pflegebereich. Bevölkerungsgruppen ohne Symptome zu testen, sei dem untergeordnet. Denn die Wirksamkeit solche breitangelegter Screenings sei nicht bestätigt, heißt es in den Richtlinien des CDCD.

Breit angelegte Tests nicht empfohlen

Von Seiten der EU-Agentur gibt es also keine Empfehlung, etwa all jene zu testen, die in ein Land einreisen. Einzige Ausnahme seien Nationen, die die Verbreitung des Sars-Coronavirus-2 bereits stark eingdeämmt bzw. unter Kontrolle gebracht haben. Als Beispiele werden Island und Neuseeland genannt. Gleiches gilt für breit angelegte Tests in bestimmten Branchen oder Regionen. Dann zufällig einen asymptomatischen positiven Fall zu finden, sei folglich mit hohen Kosten verbunden.

Hinzu komme laut ECDC das Problem falsch positiver Ergebnisse. Auf eine Million solcher Tests kämen 980 positive Fälle und 999 falsch positive Ergebnisse, die unnötigerweise zu Quarantänen und Contact Tracing führten. Ein weiteres Probleme sieht die ECDC darin, dass bis dato nicht klar ist, wie ansteckend Sars-Cov-2-Positive ohne Symptome sind. Dazu gebe es bis dato nicht ausreichend Studienergebnisse. Und breit angelegte Tests und deren Ergebnisse würden auch zu Schwierigkeiten bei der internationalen Vergleichbarkeit der Infektionsausbreitung führen. In Folge entsprechende Strategien zu entwickeln und abzustimmen, werde schwieriger.

Schnelltests müssen erst evaluiert werden

Das Gesundheitsministerium hat diese Woche angekündigt, sogenannte Antigen-Tests in die Teststrategie aufzunehmen, die schon nach einer halben Stunde ein Ergebnis liefern sollen. Diese Tests reagieren anders als PCR-Tests nicht auf Virenerbgut, sondern auf bestimmte Proteine des Erregers. Auch zu diesen Antigen-Tests, die wesentlich schneller Ergebnisse liefern als PCR-Tests, gibt es noch keine offiziellen Empfehlungen der ECDC, sagt Broberg. Eine Metaanalyse habe gezeigt, dass nicht alle Antigentests zuverlässige Ergebnisse liefern. Man müsse die Antigen-Tests also erst abschließend beurteilen, erläutert die Mikrobiologin, und das werde einige Wochen dauern.